Grabstein, Wetzstein, Museumsstück
Die Reste eines jüdischen Grabsteines werden derzeit im Museumsdorf Hösseringen untersucht. Er stammt aus der Gegend um Uelzen und ist in der Zeit des Nationalsozialismus zerstört worden. Die Reste des aus Sandstein bestehenden Steines wurden zu einem unbekannten Zeitpunkt von Privatpersonen aufgefunden und mitgenommen, um in einem privaten Haushalt als Wetzstein Verwendung zu finden. Erst als man seine Bedeutung erkannte, kam das Grabsteinfragment im Jahre 2010 in die Sammlung des Museumsdorfes. Nun sollte er in der kleinen Wechselausstellung in der Scheune aus Wieren gezeigt werden. Hier präsentiert das Museumsteam regelmäßig besondere Stücke aus der Museumssammlung, die nicht in den regulären Ausstellungen zu sehen, für die Forschung zur Regionalgeschichte jedoch wertvoll sind. Das gilt auch für das Fragment des jüdischen Grabsteines. „Es stellte sich leider heraus, dass der Stein für unsere Glas-Vitrine zu schwer ist“, erläutert der stellvertretende Museumsleiter, Dr. Björn Thomann, der den Stein untersucht hat. „Das Fragment ist in einem schlechten Zustand, aber es sind noch Teile einer Menora zu erkennen.“ Die Menora steht für den siebenarmigen Leuchter aus dem Tempel in Jerusalem und ist eines der ältesten und wichtigsten rituellen jüdischen Symbole. Sie ist auch im Staatswappen Israels enthalten. Auf Grabsteinen symbolisiert sie das Fortbestehen der Seele nach dem Tod. Die Menora findet sich häufig auf Gräbern von Frauen, da ihnen die Aufgabe zufiel, die Sabbatlichter am „hauseigenen“ siebenarmigen Leuchter zu entzünden.
In Uelzen durften sich Juden erst zu Beginn des 19. Jahrhunderts ansiedeln und erst ab 1842 das Bürgerrecht erwerben. Um 1900 umfasste die jüdische Gemeinde 93 Personen.
Heute gibt es nur noch wenige sichtbare Spuren jüdischen Lebens in der Lüneburger Heide, so etwa die Friedhöfe in Uelzen, Bodenteich und Bleckede.
Die ehemalige jüdische Gemeinde Bodenteich umfasste den Einzugsbereich Hankensbüttel-Wittingen-Bodenteich, der jüdische Friedhof im heutigen Bad Bodenteich ist erhalten geblieben. Der älteste Grabstein soll laut eines Schreibens des jüdischen Landesverbandes von 1973 aus dem Jahr 1745 stammen. Er ist nicht mehr auffindbar. Die letzte jüdische Bestattung in Bodenteich hat im Jahr 1905 stattgefunden.
Auch in Ebstorf gab es einen jüdischen Friedhof, der allerdings nicht mehr vorhanden ist. Er soll vor 1841 angelegt worden sein und wurde in der Zeit vor 1980 eingeebnet. Der Autor und Rabbi Zvi Asaria schreibt nach einer Mitteilung des Chronisten Wilhelm Spangenberg: „Etwa 1740 lebten die ersten Schutzjuden in Ebstorf. … Sie hatten keine Synagoge. Ihre erwachsenen Toten wurden in Lüneburg bestattet, nur die jung verstorbenen Kinder begräbt man in Ebstorf auf einer Koppel, die danach den Namen ‚Judenkoppel‘ erhält. Keine Grabsteine sind zu finden.“ Der Weg, an dem der Friedhof lag, trägt noch heute den Namen „Im Judenkoppel“.
Von dem ehemaligen jüdischen Friedhof in Suderburg, der südlich des Glockenberges lag, ist heute nichts mehr zu finden.
Der jüdische Friedhof in Uelzen ist erhalten geblieben, er liegt an der Niendorfer Straße. Als er im 19. Jahrhundert angelegt wurde, lag er außerhalb der Stadt, so wie es die Regeln jüdischer Gemeinden vorsehen. Inzwischen ist die Wohnbebauung allerdings bis auf die gegenüberliegende Straßenseite ausgeweitet worden. Auf dem jüdischen Friedhof in Uelzen sind 37 Gräber mit Grabsteinen erhalten geblieben, das älteste stammt aus dem Jahre 1859. Das jüngste Grabmal ist das des 1940 verstorbenen Hirsch Bachenheimer, des letzten Gemeindevorstehers der jüdischen Gemeinde. Der Friedhof wird heute von der Stadt Uelzen gepflegt.
Literatur:
- Brüning, U.Harnack, A. Weber: Friedhöfe in Stadt und Kreis Uelzen, Hrsg. vom Museums- und Heimatverein des Kreises Uelzen e.V. 2014
Christine Kohnke-Löbert
Jüdischer Grabstein