Regional ist erste Wahl
„Regional ist erste Wahl!“ Mit dieser Ankündigung eröffnete Matthias Branschke das diesjährige Klangrauschkonzert im Museumsdorf Hösseringen. Wobei die regionalen Weisen aus den unterschiedlichsten Gegenden Deutschlands und Europas kommen, denn am alljährlichen Klangrauschtreffen in Hösseringen nehmen Musiker aus vielen europäischen Ländern teil. So auch in diesem Jahr. Etwa 300 Teilnehmer waren gekommen, um beim 17. Klangrauchtreffen drei Tage lang miteinander zu musizieren, voneinander zu lernen und gemeinsam Freude an der Musik zu leben.
Mit „Tradsch“, alias Nico Schneider und Tim Liebert, aus Thüringen hatte die erste Region ihren Einsatz. Die beiden Musiker hatten nicht nur zwei Waldzithern mitgebracht, sondern zudem ein Lied über die Jagd, in dem auch ein Hirsch geschossen wird. Das wiederum hätten die Zuhörer ohne Erläuterung womöglich gar nicht mitbekommen, denn gesungen wurde auf „hennebergisch“, was als südthüringischer Dialekt durchgehen kann. Den Jodler zwischendurch verstanden aber alle und jodelten kräftig mit. Die Waldzither ist übrigens kürzlich für eine Aufnahme in das UNESCO Bundesverzeichnis Immateriellen Kulturerbes angemeldet worden.
„Man meint ja, in der Vergangenheit lebten die Menschen in kleinen Enklaven und 10 Kilometer weiter verstand man sich schon nicht mehr. Das war aber nicht so“, erläuterte Moderator Matthias Branschke, der nicht nur mit Charme durch das Programm führte, sondern mit seinem Dudelsack auch Teil desselben war. „Viele Stücke waren wie Discomusik.“ Klar, auch ohne Spotify gingen früher beliebte Weisen viral, allerdings mit dem Unterschied, dass Musik nur dann erklang, wenn Musiker mit ihren Instrumenten vor Ort dafür sorgten.
So wie an diesem Abend die „Tradtöchter“ Vivien Zeller und Ursula Suchanek, die mit einer Polka aus der Arendseer Handschrift „schräge Melodien“ mitgebracht hatten und dann noch musikalischen Eigensinn aus Schottland präsentierten. Alex Bloch, Merit Zloch und Matthias Branschke ließen mit dem „Strafzettelwalzer“ den sonderbaren musikalischen Humor der Österreicher erklingen und auch das Duo Haertel Wascher spielte auf. Nur auf die Gewinnerin des diesjährigen Volksliederwettbewerbes mussten die Gäste verzichten. Carola Reetz, die nicht nur Musikerin, sondern auch Ornithologin ist, setzte Prioritäten und lag mit einem Fernglas beim Haus Bahnsen auf der Lauer. Sie wollte unbedingt den dort wohnenden Uhu vor die Linse bekommen. Dafür erfreute der Zweitplatzierte Patrick Öser mit einer musikalischen Gaunergeschichte auf „Rottwelsch“, in der am Ende alle aufs Paradies hoffen.
Bevor zum Schluss der traditionelle „Hösseringer Stuhltanz“ auf dem Programm stand, eilte die Jazzharfinistin Milena Hoge von der Klangrauschkasse auf die Bühne und verzauberte mit zwei traumhaft schönen Eigenkompositionen.
Christine Kohnke-Löbert