Wie ein T-Shirt entsteht
Eine Woche lang haben sich Viertklässler der Hermann-Löns-Schule mit der Herstellung von Textilien beschäftigt. Das Projekt in Kooperation mit dem Museumsdorf Hösseringen vermittelte den Kindern umfassende Kenntnisse über die Entstehung von Kleidung in früherer Zeit. „Wir erarbeiten mit den Kindern, welche Fasern früher verarbeitet wurden, welche Arbeitsschritte dazu gehörten und auch an welchen Orten dies erfolgte. Diese Prozesse vergleichen wir mit heutigen Beispielen“, erläutert Museumspädagogin Franziska Riedmiller, die das Konzept der Projektwoche erarbeitet hat. Zwei Tage waren die Kinder in drei Gruppen auf Entdeckertour im Museumsdorf, an den anderen Tagen war die Museumspädagogin zu Gast in der Schule. „Früher fand die Herstellung des Stoffes bis hin zur fertigen Kleidung vor Ort statt. Alle Arbeitsschritte wurden selbst ausgeführt“, so Riedmiller. Im Vergleich erfolge die Textilienproduktion heute weltweit, die lokale Wirtschaftskreisläufe spielten nur noch eine untergeordnete Rolle.
Um die verschiedenen Materialien besser kennenzulernen, haben die Kinder verschiedene Stoffe wie Leinen, Baumwolle oder Polyester mit den Händen erfühlt und auch die eigene Kleidung unter die Lupe genommen. „Viele Sachen kommen aus China“, erzählen Lotta Rabe und Rama Al Shamali. Bei ihrem Test haben sie gemeinsam mit ihren Mitschülern festgestellt, dass nur ganz wenige Anziehsachen aus Deutschland dabei waren. Gedanken haben sie sich darüber bislang kaum gemacht, dabei sei das ein „richtig spannendes Thema“. „Wir haben schon gewebt und gesponnen und aus Schafwolle einen Faden gedreht“, erzählen sie. Nun geht es in die große Heidefläche, um die Schnucken in echt kennenzulernen. „Schafe sind Fluchttiere“, erläutert Franziska Riedmiller. Und so heißt es, leise zu sein, sonst verstecken sich die scheuen Tiere vor den Kindern.
Während die eine Gruppe auf Pirsch ins Freigelände geht, führt Webmeisterin Uschi Schwierske in der blauen Scheune einer zweiten Kindergruppe den großen Webrahmen vor. Bevor das Schiffchen durch die Kette sausen kann, müssen die Fäden allerdings erst einmal hergestellt werden – bloß wie? Aller Anfang ist der Samen: Aus diesen kleinen Körnern kann einmal ein Teppich werden, wundern sich die Kinder angesichts der Leinsamenkörner. „Die kann man sogar essen“, zeigt die Webmeisterin. Am 100. Tag des Jahres wird gesät und 100 Tage später kann geerntet werden. „Die Leinblüte war so beliebt, dass die Menschen aus der Stadt kamen, um das blaue Blütenmeer zu erleben“, erläutert Uschi Schwierske und zeigt ein Bündel Leinenpflanzen.
Die dritte Gruppe lernt derweil im Seminarraum, wie Wolle aus Tierhaar gesponnen wird. Das Coburger Fuchsschaf hat den Kindern ein wenig vom seinem „goldenen Fließ“ überlassen, weiß Jennifer Spruth, die auch eine Spindel mitgebracht hat. Und richtig, daran kann man sich stechen. „Im Märchen wird allerdings meistens ein Spinnrad gezeigt, daran konnte sich Dornröschen gewiss nicht stechen“, erzählt die Kursleiterin. Nun hat Lapphund Yari seinen Einsatz, denn alle Kinder dürfen einmal fühlen, welches Fell wohl weicher ist. „Aus Yaris Fell könnte man auch einen Pullover machen“, sind sich die Kinder einig.
Die Projektwoche wurde finanziert von der Sparkasse Uelzen-Lüchow-Dannenberg mit 700 Euro und dem Rotary Club mit 500 Euro.
Christine Kohnke-Löbert