Altmärker Braunkohl und Dicke Bohnen
Gelb und orange leuchtende Ringelblumen setzen fröhliche Farbtupfer. Verspielt ranken sich die Blüten der Kapuzinerkresse aus dem Beet heraus und die zartlila Rose hat einen Ehrenplatz: Sie ist in der Mitte eines kleinen, zentral gelegenen Rondells gepflanzt und nimmt damit im Hausgarten des Brümmerhofes im Museumsdorf Hösseringen einen besonderen Platz ein. Doch Museumsmitarbeiter Jarek Kosiello, der sich seit vielen Jahren um die Gärten und Außenanlagen des Freilichtmuseums kümmert, hat eine andere, weit weniger spektakulär aussehende Pflanze im Blick: „Diesen Braunkohl ziehen wir schon seit mehr als 30 Jahren im Museumsgarten“, erzählt er und weist auf die großblättrigen, jetzt aber ein wenig zerrupft wirkenden Pflanzen. Und dieser Kohl ist tatsächlich etwas ganz Besonderes, denn es handelt sich um eine alte Sorte aus der Altmark, die mit ihrem Anbau im Museumsdorf bewahrt und ansonsten kaum noch kultiviert wird. Deshalb muss der Museumswart den Samen auch selbst ziehen. „Der Braunkohl, in der Lüneburger Heide auch Grünkohl genannt, ist zweijährig“, erzählt er. Erst im zweiten Jahr nach der Aussaat können die Samenkörner geerntet werden, was in diesem Jahr bereits geschehen sei. „Der Altmärker Braunkohl wird bis zu zwei Meter hoch“, erklärt Jarek Kosiello, heutige Sorten kämen da bei weitem nicht mit.
Der Hausgarten des Brümmerhofes ist nach Vorbildern aus der Zeit um 1900 angelegt, damals wurden mit dem Aufkommen des Jugendstils auch in ländlichen Gärten symmetrische Formen modern. So ist er in einzelne Areale gegliedert, die von Buchsbaumhecken begrenzt werden. Doch diese machen dem Gärtner Sorgen, denn auch sie bleiben von der grassierenden Pilzkrankheit nicht verschont. Jarek Kosiello hat es durch starkes Zurückschneiden versucht und hier und da schlagen tatsächlich frische grüne Triebe aus. Nun muss abgewartet werden.
Vorn im Garten sind die Kräuterbeete angelegt, denn auf ihre Küchenkräuter musste die Hausfrau ja schnell Zugriff haben. Basilikum, Thymian, Kresse und Koriander wechseln sich mit Bohnenkraut und Dill ab, bei den Mehrjährigen punkten Lavendel und Rosmarin. Poree, Sellerie, Spinat und Mangold werden ebenfalls angebaut, und hinter Radieschen und Steckzwiebeln leuchten Studentenblumen. Besonders interessant aber sind die „Dicken Bohnen“, denn diese können durch Knöllchenbakterien Stickstoff aus der Luft binden und damit den Boden aufwerten. „Bohnen gehören zu den Loguminosen und wurden wegen ihres hohen Proteingehaltes früher viel angebaut. Heute sieht man die Dicken Bohnen in der Heide nicht mehr oft“, weiß der Museumswart, der von Besucherinnen und Besuchern oft gefragt wird, was denn mit der Ernte passiere. Abgeerntet wird der Garten niemals ganz, denn es ist ja ein Schaugarten für die Museumsgäste. Doch den einen oder anderen Kohlkopf nehmen sich die Gartenhelfer mit. Einen solchen könnte Jarek Kosiello als Unterstützung gerade gut gebrauchen. „Ein lebendiger Garten muss täglich bewirtschaftet werden“, erzählt er, „da sind helfende Hände immer willkommen.“
Der Besitzer des Brümmerhofs war ein Heidebauer. Mehr über die Heide können Sie nicht nur in der Museumsausstellung, sondern auch bei der Heideführung am 21. August erfahren. Das Museumsdorf Hösseringen hat dienstags bis sonntags von 10:30 Uhr bis 17:30 Uhr geöffnet.