„Und ist der Handel noch so klein…“
Im 19. Jahrhundert wurden die ersten Läden auf den Dörfern gegründet, zuvor war die Versorgung des ländlichen Raumes großenteils durch den Wanderhandel ergänzt worden. Der langsam ansteigende Wohlstand und 1867 eingeführte Gewerbefreiheit machten es nun möglich, dass sich mehr und mehr Händler auf dem Dorf niederlassen konnten. Die meisten von ihnen gingen neben dem Betrieb ihres Ladens noch anderen Berufen nach. Mit den verbesserten Transportmöglichkeiten konnten seit dem 19. Jahrhundert zudem mehr Waren angeboten werden, wofür es auch Nachfrage gab. Die Konsumgewohnheiten veränderten sich, wenn auch auf dem Land langsamer als in den Städten. Es entstand der klassische ländliche Gemischtwarenladen, der sich nach den Bedürfnissen seiner Kunden ausrichtete. Fehlende Waren wurden vom Händler, oft auch mit Hilfe eines Kataloges, beschafft. Es gab außerdem mobile Ladenbesitzer, die mit ihren Waren in die Dörfer fuhren.
Nach dem Zweiten Weltkrieg fanden viele Flüchtlinge im ländlichen Handel eine Zeit lang ein Nischendasein. Mit dem Wiederaufbau begannen umfassende Veränderungen: Die Menschen wurden mobiler – und sie mussten es auch sein, da im ländlichen Raum immer mehr Arbeitsplätze verloren gingen. Auch der Handel stellte sich um. Seit Ende der 1950er Jahre tauchten auf den Dörfern die ersten Selbstbedienungsläden auf, zunächst häufig Teil-Selbstbedienungsläden, um die Menschen an die neue Einkaufsform zu gewöhnen. Doch irgendwann hatte der sogenannte „Tante-Emma-Laden“ ausgedient, gegen Supermärkte und Discounter, die teilweise auf der grünen Wiese entstanden, kamen die kleinen Läden nicht an. Heute kommt das Internet als Konkurrenz für den örtlichen Handel hinzu. Versuche, diesem Trend etwas entgegen zu setzen und regionale Kreisläufe wieder zu beleben, gibt es seit einiger Zeit, etwa in Form von Dorfläden, die von Bürgern gemeinschaftlich betrieben werden.