„Wir Landkinder haben etwas drauf“
Eifrig buddeln Romy, Aenna und Tomke in der dunklen Erde. „Hier ist eine“, freut sich Tomke und deutet auf die rötliche Knolle, die in der Ackerfurche hinter dem Brümmerhof an die Erdoberfläche kommt. Es ist Erntedank- und Kartoffelfest im Museumsdorf Hösseringen und wie immer hat Museumsmitarbeiter Jarek Kosielo mit dem kleinen Trecker die Ackerfläche für fleißige Sammler vorbereitet. Tomke wundert sich ein bisschen, dass die Kartoffeln hier so rot aussehen und nicht gelb wie die aus dem Garten von Opa. „Die essen wir nachher bei Oma und Opa“, kündigt er an und füllt seine Tüte mit weiteren Knollen. Die Muttis der Drei, Jana Schwieger aus Ebstorf und Heide Kölle aus Uelzen, kennen das Procedere und freuen sich jedes Jahr aufs Mitmachen. „Wir waren früher mit der Landjugend selbst dabei. Nun kommen wir mit unseren Kindern“, erzählen sie.
An solchen langjährigen Kontinuitäten zeigt sich wieder einmal, wie tief das Museumsdorf in der Region verwurzelt ist. Zwei „Nachfolgerinnen“ von Jana und Heide, Theresa Pietsch und Johanna Graf von der Kreislandjugend, lassen das Glücksrad kreisen und erfreuen die kleinsten Besucher mit schönen Preisen. „Es ist uns wichtig, präsent zu sein und zu zeigen, dass wir Landkinder etwas drauf haben“, sagen sie – und bleiben den Beweis nicht schuldig. Gemeinsam mit den Ortsgruppen Wriedel, Rosche und Gerdau-Eimke warten die jungen Leute mit Kartoffeln und Quark und Burgern auf und das Kuchenbuffett ist rekordverdächtig (besonders die Windbeuteltorte J). Der Besucheransturm auch, denn das Wetter stimmt ebenso wie die vielfältigen Angebote. Am Rüttler werden Kartoffeln nach alter Art sortiert und nebenan lädt ein großer Zuber Pellkartoffeln zum selber Pellen ein. Am Lagerfeuer duftet es nach Bratäpfeln. „Viele Besucher staunen, dass man Äpfel grillen kann“, lacht Museumsmitarbeiterin Jennifer Spruth und steckt Moritz aus Vörum einen rotbackigen Apfel auf den Stock. Der hält ihn begeistert in die Flammen und freut sich, dass es so schön nach Advent duftet. „Es ist toll, dass wir hier so hautnah unserer Vergangenheit nachspüren können“, meint sein Vater Walter Buchholz, der das Museum als alter Faßberger seit Jahren kennt und mit der Familie immer wieder zurückkommt. „Und dass wir hier so viel selbst machen können.“
Dafür sorgen Angebote auf dem gesamten Museumsgelände, die vom Kartoffelstempel über das Seil-Drehen und den Strohhäcksler bis zum Strohpuppen basteln reichen. Die Fjordpferde von Familie Kassebaum setzten den großen Göpel in Gang und Stadtkinder und Landkinder maßen ihre Fertigkeiten beim „Melken“. So wie Frieda und Alma aus Hannover, die sich noch etwas schwer tun mit den Zitzen. Ihr Onkel Cornelius Liese ist kürzlich sogar nach Uelzen gezogen und schätzt nicht nur das umfangreiche Kulturprogramm, sondern auch die Freundlichkeit der Einheimischen. „Uelzen ist im Kommen“, ist er sich sicher.
Den Gottesdienst hielt Pastor Mathias Dittmar aus Suderburg, der über Hilfe und Dankbarkeit und Jesus Fähigkeit, sich in andere Menschen hineinzufühlen, sprach. Für die Teilnehmenden ein Moment des Innehaltens an diesem geschäftigen Tag, musikalisch umrahmt vom Posaunenchor Eimke-Bahnsen.
Christine Kohnke-Löbert