Wildes Leben vor der Haustür
Für das Überleben in wilder Natur sind Elke und Gerd Gietz aus Radenbach bei Wittingen seit Sonntag gut gerüstet. Gemeinsam mit den Enkelkindern Tilda und Theo haben sie beim „Natur- und Draußen-Tag“ im Museumsdorf Hösseringen gelernt, wie man mit einem Zunderschwamm ein Feuer entfacht, um draußen in der Natur ein leckeres Süppchen zu kochen. Und natürlich auch, was man beachten muss, damit das Feuer nicht außer Kontrolle gerät. Soweit geschult, freut sich das Quartett erst einmal auf eine Verschnaufpause auf dem Planwagen, der an diesem aktionsreichen Tag mehrfach vom Museumsdorf aus auf Tour ins Suderburger Land geht.
Bushcraft-Trainer Owen Clwyd wirft noch einen Blick auf sein dampfendes Nudelgericht und holt ein Glas mit braunen Bröseln hervor. „Das ist ein Chaga-Pilz, den man für einen Tee verwenden kann“, erklärt der ehemalige Soldat, den es aus Wales nach Hermannsburg verschlagen hat. Der braune Pilz wachse gerne an der Birke – einem wahren Wunderbaum für das Outdoor-Leben. „Pilze auf der Birke sind in der Regel nicht giftig und Birkenblätter kann man sogar essen. Die dünne Rinde ist ein gutes Hilfsmittel fürs Feuermachen.“ Wobei man Feuer natürlich nicht überall machen dürfe und schon gar nicht im Wald. Dies betonen Elke Urbansky und Martin Jonas vom Waldpädagogikzentrum Oerrel. „In Kanada ist allein in diesem Jahr eine Waldfläche von der Größe des gesamten deutschen Waldes verbrannt“, erläutert der angehende Waldpädagoge Jonas. Die Brandprävention sei eine der Hauptaufgaben der Waldpädagogikzentren. „Heideboden aus Sand und Schluff speichert Wasser nicht lange ab. Und unser kontinentales Klima mit heißen Sommern und wenig Regen begünstigt die Gefahr zudem“, weiß Elke Urbansky, die verschiedene Lernprojekte für Kinder entwickelt hat. Der Klimawandel mit einer steigenden Zahl von Hitzesommern mache den Wäldern zudem zu schafften. Auch in Deutschland bestehe dringender Handlungsbedarf: „Wir müssen weg von den Monokulturen und hin zu Mischwäldern“, so Martin Jonas.
Wie man Wasser trinkbar macht, zeigen Klaus Röttcher, Paul Mandelkow und Felix Schmidt von der Ostfalia Hochschule Suderburg. Das Geheimnis ist der richtige Filter. Einen einfachen Filter kann man selbst mit Kies, Sand, Sisal oder auch einem Kaffeefilter und einer leeren Trinkflasche bauen. „Der Weg ist von grob zu fein“, erläutert Klaus Röttcher. Um Bakterien aus dem Wasser zu entfernen, eignet sich ein einfacher Keramikfilter, wie ihn Suderburger Studierende für Privathaushalte in Schwellenländern entwickelt haben.
Bei der Jägerschaft des Landkreises Uelzen konnten die Besucher sich über die heimische Tierwelt informieren und am Stand des „Zauberwaldes“ nachhaltiges Spielzeug entdecken. Und wer es ganz „wild“ mochte, konnte bei Wildnispädagogin Verena Roth alles über das wilde Leben vor unserer Haustür erfahren.
Christine Kohnke-Löbert