Osterfreuden im Museumsdorf
Pünktlich zum Frühlingsbeginn waren im Museumsdorf Hösseringen alle Zeichen auf Ostern gesetzt. Blütenfrohe Stände tummelten sich im Eingangsgebäude und im großen Saal des Hauses am Landtagsplatz, im Freigelände waren Kinder eingeladen, Eier auszublasen und bunt zu bemalen und im Kötnerhaus dampfte eine große Pfanne voller Rührei auf dem offenen Herdfeuer. Bei Temperaturen, die angesichts des Schneegestöbers noch vor wenigen Tagen kaum jemand zu hoffen gewagt hätte, bummelten viele Familien durch das Gelände, um die erste Osterstimmung des Jahres aufkommen zu lassen. Und wer es noch nicht gewusst hat, erlebte spätestens am Wochenende, dass echte Kunst auch auf Eiern ein Zuhause haben kann. Inga Thielcke aus dem Wendland musste davon nicht erst überzeugt werden. „Ich mag die filigrane, lebendige Malerei, die gerade die Tiere so bewegt und lebendig werden lässt. Jedes Tier hat seinen eigenen Charakter und kein Huhn ist Massenware. In den Bildern steckt viel Poesie“, erläutert sie ihre Eindrücke. Gemeint sind die Motive von Kerstin Rüter, die schon viele Jahre auf Ausstellungen unterwegs ist. „Ich habe seit meiner Kindheit nie aufgehört, Eier zu bemalen“, erzählt sie. „Auf diese Weise kann ich meiner Liebe zur Natur und zu den Tieren Ausdruck verleihen.“ Und zur regionalen Bauweise, denn auch Gebäude aus dem Wendland, wie etwa den Rundling rund ums Ei, verarbeitet sie zu österlichen Motiven.
Nebenan freuen sich Daria und Diana Kucherowa mit Mama Olena aus Hannover über die zarten Fayence-Eier von Heidrun Petronella Philipps. „Diese Technik stammt aus dem Orient“, erzählt die Künstlerin. Ihre Besucherinnen sind mit Fayence-Keramik ebenfalls gut vertraut – sie kennen sie aus ihrer Heimat, der Ukraine. Nach Hösseringen sind sie extra wegen des Ostereiermarktes gekommen. Immer wieder betonen sie ihre Dankbarkeit, dass sie hier in Niedersachsen so herzlich aufgenommen wurden. Auch im Museumsdorf haben Geflüchtete aus der Ukraine freien Eintritt.
Aber nicht nur Ostereier sind zu bestaunen an diesem Wochenende, sondern ein bunter Strauß an handwerklichen und künstlerischen Produkten. Im Eingangsgebäude duften die Kräuterkissen von Heike und Norbert Koch durchs ganze Haus und ihre süßen gestrickten Puppensachen lassen das Herz so mancher Puppenmutti schwach werden. Einen Tisch weiter tummeln sich die „Therapie-Bären“ von Cordula Rosien-Pohlmann. Sie sind nicht nur süß, sondern helfen Menschen, gesund zu bleiben. „Die Bären sind schwer und wirken beruhigend, auf Kinder ebenso wie auf Erwachsene“, weiß die „Bärenmama“. Bei Gabriele Raab erfahren Gäste, warum Leinenwäsche ein Kulturgut ist. „Früher gab es die Aussteuer-Kiste und die war fürs Leben da. Heute sind Textilien kurzlebig, regionale Besonderheiten sind im Grunde verschwunden“, erzählt sie.
Und wer dann so richtig hungrig geworden war, machte einen Abstecher ins Backhaus, wo Museumsbäcker Uwe Beecken zeigte, wie Osterstuten, Hasen und Schildkröten gebacken werden.
Christine Kohnke-Löbert
Frühjahrsauftakt