Schauen, staunen, und mitmachen
Schon auf dem Parkplatz ist ein gewaltiges Dröhnen und Stampfen zu hören. Und hat man erst einmal das Eingangsgebäude passiert, wird die Begrüßung fast ohrenbetäubend. Es ist der letzte Sonntag der Saison im Museumsdorf und bei fast sommerlichen Temperaturen noch einmal so richtig viel los in Hösseringen. Gleich hinter dem Eingangsgebäude sind Buschholzhacker und Holzspalter im Einsatz, beide per Flachriemen betrieben von historischen Traktoren. Diese sind es, die die Luft mit Dunst und Dröhnen erfüllen und die Besucher staunen lassen. Ruckzuck verwandelt sich der große Haufen an Ästen und Gestrüpp in ofenfertiges Anmachholz, während Museumsmitarbeiter Jarek Kosiello nebenan dicke Holzscheiben spaltet. Thomas Liesegang aus Wernigerode schaut fasziniert zu und lässt sich auch vom Getöse nicht aus der Ruhe bringen. „Die alten Maschinen finde ich hochinteressant“, meint er, vor allem könne man noch gut nachvollziehen, wie sie konstruiert seien.
Zum Saisonschluss hat das Museumsteam noch einmal eine ganze Reihe historischer Handwerksvorführungen organisiert, dabei sind etwa ein Seiler und ein Löffelschnitzer, der Schmied, ein Restaurator und ein Möbelbauer. Bei diesem geht es deutlich stiller zu als an den großen Maschinen. „Ich bin heute dabei, um das Museumsdorf zu unterstützen. Es ist gut, dass hier gezeigt wird, wie sich Landwirtschaft und Handwerk entwickelt haben, so kann man auch die heutige Zeit besser verstehen“, sagt Thomas Bohn, der in Bleckede seine Möbelwerkstatt betreibt und an diesem Sonntag von Praktikant Tom Tzschapke unterstützt wird.
Vor Haus Oldendorf hat Restaurator Thorsten Neidhardt seinen Tisch aufgebaut und führt die alte Technik des Schablonierens vor. Theodor Prenzel aus Dresden probiert das Tupfen mit dem runden Pinsel auch einmal aus. „Ich hätte nicht gedacht, dass diese Arbeiten heute noch per Hand ausgeführt werden“, wundert er sich. „Wer es selbst ausprobiert hat, weiß, wieviel Zeit ein einzelner Arbeitsgang kostet und kann die Arbeit des Restaurators umso mehr wertschätzen“, fasst er zusammen.
In der Schmiede produzieren Ole und Finn Bruns derweil einen Haken. Unter Anleitung von Schmied Hinrich Schulz betätigen sie den großen Blasebalg und dürfen auch den Hammer schwingen. Nun möchten die beiden Jungs aus Großburgwedel noch ein Seil drehen. Das können sie bei Philipp Ramünke tun, der beim Kötnerhaus eine kleine Reeperbahn aufgebaut hat, an der Hanf und Sisal zu festen Seilen verdreht werden. Die Kurbel darf heute der kleine Henry drehen. Und weil er das sehr gut gemacht hat, kann er stolz sein eigenes Seil mit nach Hause nehmen. Nächstes Jahr möchte er mit Mama Jana Nieswand wiederkommen, denn er hat noch etwas vor: „Ich habe beim Suchspiel noch nicht alle Tiere gefunden“, erzählt er. Die aber müssen bis nach dem Winter warten.
Christine Kohnke-Löbert
Saisonabschluss