Prinz Albrecht von Preußen zu Besuch in Hösseringen
„Den Baum habe ich mit meinem Großvater am 9. Oktober 1957 gepflanzt.“ Horst Koernig holt einen rotbackigen Apel aus seinem Korb. Heute, beim Apfeltag im Museumsdorf Hösseringen, möchte er gern erfahren, von welcher Sorte der Baum ist, an den er so schöne Erinnerungen knüpft. Das Datum weiß er deshalb so genau, weil der Baum an seinem Geburtstag gepflanzt worden ist, sechs Jahre war er damals alt. „Wir haben extra noch Erde aus dem Wald geholt, weil unser Grundstück in Bevensen so sandig ist. Da hat uns der Förster erwischt und wollte uns anzeigen“, erinnert er sich. Für Hermann Stolberg und Gabi Dinkel vom Streuobstwiesenbündnis Niedersachsen, die an diesem Tag die Sortenbestimmung übernommen haben, ist der Fall des Geburtstagsbaumes ein wenig knifflig. „Wenn man sich nicht sicher ist, schaut man sich das Kerngehäuse an“, erklärt Hermann Stolberg und schneidet den Apfel auf, während Gabi Dinkel den dicken Ordner mit Vergleichsproben an Kernen bereithält. „Gekauft haben wir den Baum bestimmt in Bevensen bei der Baumschule Bokelmann“, hilft Horst Koernig weiter – und langsam klärt sich die Sache. Oder besser die Sorte: „Das ist ein Geheimrat Dr. Oldenburg, eine ganz alte Sorte“, hat Hermann Stolberg herausgefunden. Schon seit 1897 werden diese Äpfel, eine Kreuzung aus Minister von Hammerstein und Baumannsrenette, angebaut, ursprünglich am Rhein. Es handelt sich um ein edles Tafelobst, das bis Weihnachten haltbar ist, wie Horst Koernig bestätigen kann.
Es sind aber auch klingende Namen, die an diesem Tag durch das Museumsdorf schwirren, ob es sich nun um den „Prinzen Albrecht von Preußen“ oder den „Finkenwerder Herbstprinz“ handelt, oder auch um den „Celler Dickstiel“. Im Seminarraum des Eingangsgebäudes haben die Vertreter des Streuobstwiesenbündnisses eine große Apfelausstellung mit mehr als 100 Sorten aufgebaut, die nicht nur schön anzusehen ist, sondern zudem durch das gesamte Gebäude duftet.
Draußen stehen derweil Michelle und Marten Thomsen an der Saftpresse und verarbeiten gemeinsam mit ihren Gästen Obst von der „Kinderbaumallee“ Bohlsen. Auch der zweijährige Mads Dewitte darf die große Kurbel einmal drehen – und anschließend wird gemeinsam gekostet. Mads ist mit seinen Eltern aus den Niederlanden angereist und verbringt den Urlaub in Suderburg, da stand ein Besuch des Museumsdorfes selbstverständlich auf dem Programm.
Jennifer Anschütz hatte es nicht so weit: Die Uelzenerin ist öfter im Museumsdorf und schaut sich heute mit ihrem Sohn Damian im Kötnerhaus um. Auch hier duftet es köstlich, denn Heike Dehrmann und Christa Kubat backen Apfelpfannkuchen auf dem offenen Herdfeuer.
Auch Hermann Stolberg und Gabi Dinkel geht die Arbeit nicht aus, denn den ganzen Tag über treffen Besucher mit ihrem Obst ein, ob es nun ein „Jonagold“ ist oder der alte deutsche Bäckerapfel „Jakob Lebel“. Dieses Jahr gibt es aber auch eine besonders gute Ernte.
Christine Kohnke-Löbert