Mit Geduld und Geschick
„Es ist viel anstrengender, als man glaubt. Man braucht ganz schon viel Geduld.“ Immer wieder sticht Beatrix Suchanek aus Gerdau die lange Nadel durch den bereits geflochtenen Teil ihres Bienenkorbes und befestigt die nächste Lage aus langem Stroh auf der darunterliegenden Rolle. Ihr kleiner Stülper hat bereits Form angenommen, heute soll er noch fertig werden. „Ich wollte mehr lernen über dieses traditionelle Handwerk der Lüneburger Heide. Früher war die Imkerei ein typischer Nebenerwerb der Landwirte oder ein Einkommen für den dritten Landwirtssohn“, erzählt sie. Das Wissen dazu wurde von Generation zu Generation weitergegeben. Beatrix Suchanek ist seit fünf Jahren Imkerin, Korbimkerei betreibt sie allerdings nicht. Ihr Wissen hat sie beim Imkerverein des Landkreises Uelzen erworben. Dieser organisierte, gemeinsam mit dem Bieneninstitut Celle, auch den Korbflechter-Lehrgang, der kürzlich im Museumsdorf Hösseringen stattfand. „Im September werden wir wieder unseren Grundkurs anbieten“, kündigt Johannes Bodach vom Kreisimkerverein an. 38 Teilnehmer haben sich bereits angemeldet, der Zulauf ist groß und das ist gut so, denn „wilde Imkerei brauchen wir hier nicht“, meint er. „Man soll doch nicht denken, man könne bei youtube lernen, wie richtig geimkert wird.“ Gerade bei jungen Leuten sei die Imkerei wieder angesagt und viele lernen ihre ersten Schritte bei den alteingesessenen Imkern der Region. Sogar drei Korbimker gibt es noch im Landkreis Uelzen.
Aber nicht nur im ländlichen Bereich wird Honig erzeugt. Auch in den Städten sind Völker auf Nektarsuche unterwegs. So wie bei Christian Krieg-Hartig, der extra aus Kassel angereist ist. „Ich bin in Bad Bevensen groß geworden und habe immer noch eine enge Bindung an die Region Uelzen“, erzählt er. In Kassel habe er 20 Bienenvölker. „Wir wohnen in einer denkmalgeschützten Siedlung am Stadtrand. Dank der zugehörigen Gärten finden die Bienen ausreichend Nahrung. „In der Stadt gibt es teilweise mehr Tracht als auf dem Land“, weiß er. Voraussetzung seien Gärten, in denen vielfältige Blühpflanzen angebaut werden. Die Korbimkerei findet Christian Krieg-Hartig zwar ebenfalls sehr aufwendig, aber das Wissen dazu habe ihn interessiert. „Das sind unsere Wurzeln. Ich finde es gut, dass hier im Museumsdorf so umfangreich zum Thema informiert wird und dass die Theorie mit praktischer Erfahrung kombiniert werden kann.“ Möglich ist dies dank der langjährigen Zusammenarbeit vom Museumsdorf mit dem Bieneninstitut Celle, dessen Mitarbeiter Wulf-Ingo Lau es sich nicht nehmen lässt, den Kurs persönlich zu unterstützen. „Unser Lehrgang wird immer wieder gut angenommen, das bestärkt uns. Und ein schöneres Ambiente als hier am Kötnerhaus könnten wir uns nicht wünschen“, fasst er zusammen.
Christine Kohnke-Löbert
Bienenkorbflechtkurs