Töpfe, Pfannen und Kesselhaken
Der große Kessel glänzt im Inneren in einem satt-sauberen Goldton, nur am Boden sind noch einige wenige grüne Flecken übrig geblieben. „Die werden nicht entfernt, denn sie gehören zu den normalen Alterungsspuren.“ Philipp Ramünke, Restaurator im Museumsdorf Hösseringen, hält vorsichtig einen massiven Kupferkessel in die Höhe. Außen rußgeschwärzt, ist das Innere nun wieder strahlend sauber. Neu wirkt das Museumsstück aber trotzdem nicht, denn deutlich sind die Spuren jahrelangen Gebrauchs zu sehen, insbesondere der Boden weist Unebenheiten und Eindellungen auf. Gerade an diesen Stellen haben sich Reste von Grünspan, der typischen Korrosionsschicht auf Kupfer, festgesetzt. „Kupfergeräte sind zum Kochen eigentlich gut geeignet, denn sie haben eine hervorragende Wärmeleitfähigkeit. Mit dem unvermeidlichen Grünspan ist allerdings nicht zu scherzen, denn dieser ist giftig“, weiß der Restaurator. Das wussten auch unsere Vorfahren und schützten sich durch Verzinnen vor Erkrankungen wie Magenschmerzen, Erbrechen oder Darmkoliken. Gefährlich war dies besonders bei Kindern. Wenn die Milch in Kupfergefäßen gekocht wurde, lösten sich giftige Bestandteile, die insbesondere die Leber angriffen.
Heute wird im Brümmerhof nicht mehr gekocht, aber all die Einrichtungsgegenstände und Utensilien, die die Häuser des Museumsdorfes Hösseringen lebendig machen, müssen in regelmäßigen Abständen geprüft, gesäubert und wenn nötig restauriert werden. Das ist die Aufgabe von Philipp Ramünke, der sich in den vergangenen Wochen die Ausstattung des Brümmerhofes vorgenommen hat. Im Mittelpunkt der großen Diele steht die offene Feuerstelle mit den diversen Gerätschaften. Der große Kessel, der am Kesselhaken über dem Feuer hängt, ist in der 1980er-Jahren ins Museumsdorf gekommen.
Rätsel gibt eine kleine Trommel auf, die auf ein Gestell montiert ist und mittels einer Kurbel in Bewegung gesetzt werden kann. „Das ist ein Kaffeeröster“, weiß der Restaurator. In der Trommel wurden Getreidekörner geröstet, meist nutzte man Gerste und gab noch etwas von der Wurzel der Wegwarte hinzu. So entstand ein beliebter Kaffeeersatz, der Zichorien-Kaffee. An machen Aktionstagen wird diese Technik noch heute im Museumsdorf vorgeführt. Der alte Grapen dagegen hat seine aktive Zeit hinter sich. Er ist mehrfach geflickt und wurde mit seinen drei Füßen früher direkt in die Glut gestellt. Wollte man ihn herausnehmen, ohne sich die Hände zu verbrennen, steckte man einen Holzstock in die angenietete Tülle. „Viele unserer Küchengeräte sind mehrfach repariert worden. Daran sieht man, wie wertvoll gerade Metallgegenstände früher gewesen sind“, fasst es Philipp Ramünke zusammen. Gerade die Gebrauchsspuren machen ein Exponat besonders, denn sie erzählen von den Menschen, die es vor vielen Jahren benutzt haben. Und so geht es bei der Restaurierung nicht darum, ein Gerät wie neu herzustellen, sondern es mit all seinen Gebrauchsspuren zu erhalten. Töpfe und Kessel und auch der Kaffeeröster sind inzwischen wieder an ihren angestammten Platz im Brümmerhof zurückgekehrt und vermitteln den Besuchern ein anschauliches Bild früherer Küchenbräuche.