Aromen des Sommers für den Winter einfangen
Ein intensiver Rosenduft breitet sich im Seminarraum des Museumsdorfes aus. Doch es sind keine frisch geschnittenen Blumen, die an diesem Nachmittag für Wohlgerüche sorgen. Sondern Blüten vom letzten Jahr, die Hedwig Herbert mit Salz konserviert hat und in einem kleinen Glasflakon herumreicht. Die Teilnehmenden des Kurses „Wilde Aromen“ sind beeindruckt. Sie haben ihren Spaziergang durch das Freigelände des Museumsdorfes bereits hinter sind und sind unterwegs gut fündig geworden. Aber nicht bunte Rosen und blühende Gartenblumen sollten diesmal gesammelt werden, sondern wild wachsende Kräuter und Pflanzen, die zu einem duftenden Kräutersalz verarbeitet wurden. Ulrike Panknin aus Suderburg hat Ringelblumen, Rotklee, Giersch, Spitzwegerich und Gundermann gefunden. Am intensivsten aber duftet die wilde Pfefferminze. Das alles wird ordentlich kleingeschnitten, um es anschließend mit dem Salz zu mischen und auf diese Weise zu konservieren. „Alle Pflanzen haben wir im Freigelände gefunden“, erzählt sie. Die zwölf Teilnehmenden haben eine beachtliche Menge Pflanzen zusammengetragen. Für Ulrike Panknin waren die unterwegs erhaltenen Informationen aus der Natur besonders spannend. „Wir haben viel Input bekommen“, freut sie sich.
Valentina und Andreas Walter sind extra aus dem Südseecamp angereist, um von der Kräuterexpertin zu lernen. „Viel Wissen ist in den vergangenen Jahrzehnten verloren gegangen. Aber es ist noch da, man muss es nur ausgraben. Wir können viel mitnehmen“, erzählen sie. Kräuterexpertin Hedwig Herbert erläutert währenddessen, auf welche Weise man die Aromen des Sommers für den Winter haltbar machen kann. „Man kann Öl verwenden, wie bei einem Pesto“, zeigt sie. „Und auch Zucker eignet sich für die Konservierung.“
Neben der Herstellung von Kräutersalz lernen die Teilnehmenden an diesem Tag auch, wie Sirup angesetzt und wie Mädesüß zu einem duftenden Essig verarbeitet werden kann. Ihr Wissen hat Hedwig Herwig an der Kräuterschule in Kiel erworben und seither kontinuierlich erweitert. „Ich finde es faszinierend, wie vielfältig man sich aus der Natur ernähren kann“, sagt sie – ein Gedanke, der zum Themenkanon des Museumsdorfes gut passt. Denn viele Generationen vor uns kannten sich besser mit den Gaben der Natur aus und nutzten Pflanzen, die heute kaum noch Beachtung finden. Doch die wilden Kräuter erleben derzeit ein Comeback. So freute sich das Museumsteam, dass die Veranstaltung im Rahmen der „Woche der Natur“ von der Bingo-Umweltstiftung gefördert worden ist.
Christine Kohnke-Löbert