Für den Winter vorgesorgt
„Wir haben 130 Apfelsorten gezählt, das ist enorm.“ Den 130 Sorten fügt Lore Rodewald aus Hankensbüttel noch zwei hinzu – über die sie gerne etwas mehr wissen möchte. Am Sonntag war dazu Gelegenheit, denn im Museumsdorf Hösseringen war zum „Apfel- und Vorratstag“ geladen. Hermann Stolberg und Beate Bausch vom Streuobstwiesenbündnis Niedersachsen haben die große Sammlung Apfelsorten mitgebracht und bestimmen von den Gästen mitgebrachte Sorten. Eine willkommene Unterstützung für Lore Rodewald, die in ihrem heimischen Garten zwei Apfelbäume pflanzen möchte. „Mit der Goldparmene eine alte Sorte und mit dem Winterapfel Pinova eine moderne,“ erzählt sie. Jetzt aber soll erst einmal der Hösseringer „indian Summer“ genossen werden. Von dem sieht Heike Dehrmann im Kötnerhaus gerade nicht so viel, denn sie muss die Röst-Trommel über dem offenen Herdfeuer drehen, damit das darin befindliche Getreide nicht verkohlt. Bis draußen ist das Quietschen der Trommel zu hören, die wahlweise mit Roggen oder Gerstenkörnern gefüllt wird und den leckeren „Muckefuck“ erzeugt. Museumsmitarbeiterin Christa Kubat packt die gerösteten Körner je nach Vorliebe zusammen. „Roggen ist ein wenig scharf, Gerste ist milder. Man kann die Körner auch mischen“, erläutert sie, wie früher für Kaffeeersatz gesorgt wurde. „Schmeckt gut, nur die belebende Wirkung bleibt aus.“
Die war an diesem Sonntag im Museumsdorf durch das reichhaltige Angebot auch so bestens gegeben und viele Gäste nutzten den schönen Herbsttag, um sich übers „Haltbarmachen“ zu informieren – ein gutes Thema auch für den Angelsportverein Suderburg. Frank Düver hat schon ordentlich Forellen auf der Leine, gerade ist der mobile Räucherofen neu befüllt. Bevor die wohlriechenden Buchenspäne hinzukommen, wird aber erst einmal getrocknet. Schon jetzt verbreitet sich ein betörender Duft nach Rauch und Fisch.
Hannelore und Helmut Döring lüften derweil das Geheimnis um den Geheimrat Dr. Berlepsch, der um 1870 mehrere Apfelsorten gezüchtet hat. Die Goldrenette trägt bis heute seinen Namen. „Der Baum ist in unserem Garten von selbst gewachsen“, erzählen die Dörings. Jahrelang genossen sie die Äpfel – nun wissen sie endlich, um welche Sorte es sich handelt. Gerne würden sie den Baum vermehren, aber durch „Kerne einpflanzen“ geht das nicht. „Sie können 100 Kerne aussäen und erhalten 100 verschiedene Sorten“, erläutert Pomologe Hermann Stolberg, der zum Aufpropfen rät. Und wenn in der Apfelzeit nicht alle Früchte verzehrt werden können, dann sollte die Saftpresse zum Einsatz kommen. Familie Hase aus Ummern probiert es aus. Vor dem Pressen müssen Eliah, Lian und Joris die Äpfel aber erst einmal kleinschneiden. Die Jungs haben schon Erfahrung, denn bei Oma haben sie bereits Rhabarber- und Himbeersaft gemacht. „Es ist schön, dass wir hier lernen, wie die Menschen früher gearbeitet haben“, findet Joris. Auch Hündin Jule ist sehr interessiert, denn sie frisst gerne Äpfel. Heute muss sie allerdings zuschauen und sie macht es prima. Auch wenn es an jeder Ecke verführerisch duftet.
Christine Kohnke-Löbert