Reigen aus Stilen und Instrumenten und ein Songcontest
Zum Auftakt ließen Merit Zloch und Matthias Branschke und ihre Musikerkollegen wieder die „Fünf Minuten“ erklingen. Das fröhliche Stück aus der Sammlung von Schuster Hermann Oberin und dessen Sohn aus Suderburg wird beim Klangrauschkonzert im Museumsdorf Hösseringen traditionell zur Begrüßung gespielt. Bei den fünf Minuten bleibt es dann natürlich nicht, so auch am Sonnabend Abend. Gut zwei Stunden wurde im Brümmerhof gefiedelt, gesungen und gedudelt, dass es bestimmt so manchem Zuhörer schwer fiel, auf dem Platz sitzen zu bleiben. Gut, dass der Bewegungsdrang beim anschließenden Tanzvergnügen gestillt werden konnte.
Mit seinen Begrüßungsworten „Schön, dass die zweijährige Zwangspause nun vorbei ist“ sprach Museumsleiter Dr. Ulrich Brohm den Gästen auf der voll besetzten Brümmerhof-Diele aus dem Herzen. Immerhin konnte das 15. Klangrauschkonzert gefeiert werden, allerdings im 17. Jahr seit dem ersten Treffen in Hösseringen. „Die Musik ist Teil unserer Kulturgeschichte, den wir als Museum bewahren und zugänglich machen“, so Brohm. So wurden beispielsweise die Noten der Suderburger Schuster und Musiker Oberin sen. und jun., die bis in die 1950er Jahre mit der Suderburger Dorfkapelle „Schwarze Raben“ auftraten, digitalisiert und sind seit einiger Zeit im Internet abrufbar.
In die 50er Jahre entführten mit Klängen von Hans Albers dann auch Ralf Gehler, Raimund Petzoldt und Christian Radewald alias „Kerle wie ihr“. „Wir holen das Erbe unserer Väter zurück. Davon wollte sich unsere Szene eigentlich distanzieren“, meinte Ralf Gehler. „Aber auch das ist unser immaterielles Kulturerbe.“ Auch wenn die Texte in etwa so sinnig sind wie „Die Königin von Eschnapur, Die konnte was vertragen, Die trug bei jeder Temp’ratur, Nix weiter als ’ne Armbanduhr!“ Warum nicht einfach einmal Spaß haben.
Das Klangrauschkonzert ist aber viel mehr als Spaß allein. Und so war es auch diesmal ein eindrucksvoller Reigen aus verschiedensten Musikstilen, Instrumenten und Konstellationen. „Folk my life“ boten eine Mischung aus schwedischer, deutscher und selbst geschriebener Folkmusik und die ungewöhnliche Zusammenstellung von zwei Nykelharfen, Saxophon und Gitarre. „Mit der Katze ums Dorf“ spielten sich Merit Zloch und Daniela Heiderich als Harfenduo „Zirla“ mit Leichtigkeit und Anmut in die Herzen ihrer Zuhörer.
Da es bei Musikfestivals heutzutage oft an Bässen und Akkordeon fehlt, waren die Organisatoren froh, Hans-Jörg Gehring aus dem Allgäu begrüßen zu können. Der „bayerische Exot“ berührte tief mit einem alten Lied aus dem Banat, welches die Sinnlosigkeit des Krieges beschreibt: „Gott im Himmel mag sich erbarmen, dass nur einmal Frieden wär.“
Eine Premiere gab es auch: den „Songcontest“ der Volkslieder. Immerhin sieben Teilnehmer stellten sich der Jury, über den ersten Platz freuten sich die jungen Frauen von „Lottes Flausen“. Den zweiten Platz belegte das Duo „Erledanz“ mit einem Volkslied aus dem 16. Jahrhundert.
Christine Kohnke-Löbert
Klangrauschtreffen
- Gruppe_Lottes_Flausen
- Gruppe_Kerle_wie_ihr_Radewald_Gehler_Petzold
- Gruppe_Folk_my_life