Eine Lore als „Stilles Örtchen“
„Das Thema ‚Torfabbau‘ ist es gerade in unserer Region wert, im Museumsdorf aufgegriffen zu werden. Doch bislang mangelt es an Sammlungsgegenständen.“ Der Dokumentar des Museumsdorfes Hösseringen, Marten Thomsen, kennt sich aus mit all den kleinen und großen Gegenständen im Museumsdepot. Auch all diejenigen, die nicht in den Häusern ausgestellt werden, sind wichtige Zeugnisse der Geschichte der Lüneburger Heide. Nun ist ein weiteres hinzugekommen – und nicht gerade eines, das auf einem einfachen Regalbrett Platz hätte: Eine alte Lore, stehengeblieben aus Zeiten des Torfabbaus im Schweimker Moor, wurde dieser Tage in das Museumsdepot transportiert, dazu die originalen Schienen, auf denen der kleine Transportwagen einst mit seiner wertvollen Fracht unterwegs war.
Der Torfabbau im Schweimker Moor und im Lüderbruch in der Südheide hat eine lange Tradition. Noch nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges stachen die Einwohner der umliegenden Dörfer an den Randbereichen des Moores in Handarbeit Soden ab, die sie trockneten und auf den Höfen als Brennmaterial verwendeten. Im Jahr 1966 begann der industrielle Abbau in größerem Stil. Zunächst wurde der maschinell gestochene Torf zur Bodenverbesserung an Privatgärten geliefert, später entwickelte sich die Herstellung von gemischten Erden als Düngemittel für den gewerblichen Gartenbau.
Wer heute eine Wanderung ins Schweimker Moor unternimmt, wird allerdings kaum noch Zeugnisse dieses Wirtschaftsgeschehens finden. In den 1980er-Jahren erwarben das Land Niedersachsen und der Landkreis Uelzen die Hochmoorregion, die seither renaturiert, also wieder vernässt, wird und seit 1989 unter Naturschutz steht. Im Jahre 1993 schloss das Torfwerk endgültig seine Tore. Nun sind mit zwei alten Loren auch die vermutlich letzten Hinterlassenschaften des ehemaligen Torfwerkes aus der Gegend verschwunden. Eine von beiden wird in der Gemeinde Lüder als Geschichtsdokument verbleiben. Die zweite wird als ebensolches im Museumsdorf Hösseringen aufbewahrt – und zwar in mehrfacher Hinsicht. „Die Lore ist in den letzten Jahren der Abbauzeit nicht mehr zum Torftransport benutzt, sondern von den Torfarbeitern zum mobilen Toilettenhäuschen umfunktioniert worden“, schmunzelt der Restaurator des Museumsdorfes, Philipp Ramünke, der den Abbau betreute. „Auch das Herzchen an der Tür fehlt nicht.“ Inzwischen ist die Lore im Hamerstorfer Museumsdepot eingetroffen. Hier wird sie zunächst verbleiben. „Wir bewahren die Lore erst einmal auf. Wie es damit weitergeht, werden wir in Zukunft entscheiden“, so Marten Thomsen.