Entdeckungen im Brümmerhof
„Das ist eine spannende Technik zur Verzierung von historischen Möbeln!“ Aufgeregt leuchtet Restaurator Philipp Ramünke in der kleinen Stube des großen Haupthauses vom Brümmerhof hinter eine große braune Truhe. Vorne reich mit schmückendem Besatz und floraler Malerei verziert, erscheinen die Seitenflächen auf den ersten Blick schlicht gehalten. Doch die starke Lampe des Restaurators enthüllt: Auch die Seitenflächen sind mit aufwendigen verschlungenen Ornamenten geschmückt. „Die Motive wurden in Schabloniertechnik aufgebracht“, erläutert der Restaurator und räumt gleich noch mit einem Vorurteil auf: Der gedeckte Braunton, der den Museumsmitarbeitern von vielen der historischen Möbelstücke längst vertraut ist, zeigt nicht die originale Fassung. „Diese Truhe war früher sehr bunt“, verweist Ramünke auf Reste von Farbpigmenten, die sich in Vertiefungen und an geschützten Stellen erhalten haben.
Die Truhe hat ihren Standort heute im Nebenzimmer der „Guten Stube“ im Haupthaus des Brümmerhofes, ein Durchgangszimmer zum Altenteil. Sie kam Anfang der 1990er Jahre ins Museum, ihre Entstehungszeit schätzt Ramünke anhand der Bauart und Verzierungen auf die Mitte des 18. Jahrhunderts. Die historische Truhe wird derzeit im Zuge einer Säuberungs- und Kontrollaktion im Brümmerhof in Augenschein genommen. Denn der Erhaltungszustand der Häuser und deren Ausstattung müssen regelmäßig überprüft werden, wenn nötig werden einzelne Stücke aus der Ausstellung restauriert. Das ist hier nicht nötig. „Ein fehlendes Zierelement vorn soll ergänzt werden, die angestoßenen Ecken und Kanten aber werden als Gebrauchsspuren so bleiben“, erläutert der Restaurator und dreht sich nach dem großen Schrank gegenüber um. Dieser verrät sein Alter fast auf den ersten Blick: 1713 steht in verblichenen Lettern vorn auf der Schranktür. Auch hier ist eine Reinigung fällig und auch hier täuschen die verschiedenen Brauntöne. „Diese ausgestanzten Zierelemente sind mit Stoff hinterlegt. Einige Reste sind noch vorhanden“, zeigt Ramünke vorsichtig mit dem Pinsel auf das fragile Material. Schmutzig-beige würde man es heute beschreiben, aber der Stoff war einmal purpurrot und setzte leuchtende Akzente in der Tür des eindrucksvollen Möbelstückes. Die Kassettenflächen waren mit bedruckten Papieren ausgefüllt, darunter das typische „Pariser Papier, welches bei Buchbindern noch heute als marmoriertes Schmuckpapier bekannt ist. Auch diese Flächen sind längst verblichen, waren aber früher leuchtend farbig gefasst. Die Menschen früher wollten sich ebenso wie wir mit schönen Dingen umgeben und oftmals waren diese sehr bunt gestaltet. Das kann man auch an der Decke der ‚Guten Stube‘ sehen, die mit farbigen Streifen versehen ist“, so Ramünke, der noch eine Kuriosität auf Lager hat. Ein geschmiedeter Türdrücker liegt in seiner Hand, gleich soll er eingebaut werden. „Früher hatten alle Türen diese Drücker“, erzählt er, „aber fast alle wurden geklaut.“ Zum Glück war einer übrig geblieben und diente als Vorbild für die neuen nachgeschmiedeten Modelle. Diese werden nun diebstahlsicher angebracht.