Renoir, Friedhilde und der Uhlenköper auf dem Prüfstand
Manch eine Uelzensie findet der kundige Sammler weitab von heimischen Gefilden. So wie Jürgen Kruse, der vor einiger Zeit in Südengland Urlaub machte und dort den einen oder anderen Antikshop aufsuchte. „In Bath habe ich tatsächlich ein kleines Modell des Uhlenköperdenkmals entdeckt“, erzählt er. „Aber wie ist das nach England gekommen?“ Dazu konnte ihm auch der Händler keine Auskunft geben. Das Denkmal bei der Marienkirche wurde 1967 von dem Bildhauer Karl-Heinz Goedtke aus Mölln geschaffen, dazu eine geringe Anzahl von Schaustücken. Eines davon hat nach dem englischen Abstecher nun wieder ins heimische Uelzen gefunden und wurde am Sonntag beim „Schätztag“ im Museumsdorf Hösseringen dem Kunstsachverständigen Klaus-Dieter Müller vorgeführt. Der hatte wieder jede Menge Anfragen zu beantworten, so auch von Ruth und Peter Ramünke. Das Ehepaar aus Lehmke hatte einige Stücke aus dem Nachlass ihrer Tante mitgebracht. „Tante Gertrud ist im Alter von 103 Jahren gestorben“, erzählen die Beiden. „Sie war eine alteingesessene Uelzenerin und hat viele Jahre bei der AZ gearbeitet.“ Aus ihrem Besitz stammen auch zwei Bilder, über die sie nun mehr wissen möchten, ein Landschaftsbild und ein Mädchen auf der Blumenwiese. „Da haben wir gleich an Liebermann gedacht, aber weit gefehlt. Das Bild stammt von einem persischen Maler, der zu seiner Zeit sehr bekannt gewesen ist.“ Die Landschaft, in die Peter Ramünke gerne die Wierener Berge hineininterpretiert hätte, stellt sich als Motiv aus der Fränkischen Schweiz heraus – und die Ramünkes erfahren, dass beide Gemälde eher einen ideellen als finanziellen Wert haben. „Na ja, sie bleiben auf jeden Fall in der Familie“, sind sie sich einig.
Dass der Markt für Gemälde im Moment nicht so besonders günstig aussieht, weiß auch Lilo Schmidt-Wiedenroth, die in Schneverdingen selbst eine Galerie betreibt. Die Künstlerin hat einen seltenen Nachdruck eines Gemäldes von Renoir mitgebracht und eine Berglandschaft aus dem Allgäu von R. Mahn, für die sie zusätzlich eine Expertenmeinung einholen möchte.
Aber nicht nur Gemälde gab es zu beurteilen an diesem Schätztag im Museumsdorf, sondern auch so manches gute Stück aus altem Familienbesitz. Marina Frank aus Lüsche hat ihre große Besteckschatulle aufgemacht und jede Menge Messer, Gabeln und Löffel zu zeigen. „Ich bin ganz erfreut und überrascht“, sagt sie, „ein Teil stammt sogar aus der Zeit um 1800.“
Familie Riedel aus Bad Bodenteich hat eine große Puppe mitgebracht. „Das ist Friedhilde und sie ist schon 100 Jahre alt“, stellen sie sie vor. Ihr Alter sieht man Friedhilde auf den ersten Blick gar nicht an, denn sie ist gut gepflegt. Zum Spielen sei die Puppe eigentlich immer zu groß und zu schwer gewesen, erinnern sich die Puppeneltern – und egal, was der Fachmann dazu sagen wird, „sie bleibt in der Familie“.
Wieder waren viele Interessierte mit ihren Schätzen ins Museumsdorf gekommen. Damit auch während der Vakanz des benachbarten Gasthauses die Versorgung gesichert ist, hat das Museumsteam für die meisten Wochenenden mit Familie Stahnke aus Bode und Patricia Holm aus Suderburg Anbieter aus der Region verpflichten können.