Perlmuscheln und Porzellanpüppche
Der Kunstsachverständige Dieter Müller schätzte im Museumsdorf Hösseringen
„Das Bild stammt aus einem südfranzösischen Bauernhaus. Das Haus wurde 1838 gebaut und das Bild hing bestimmt seit dieser Zeit dort“, erzählt Olaf Bruns. Der Hösseringer hatte sich das Häuschen Ende der 90er Jahre gekauft, doch „irgendwann musste ich mich davon trennen“. Die Dinge, die ihm am meisten ans Herz gewachsen waren, nahm er mit nach Hause – und so kam es, dass Olaf Bruns gestern beim
Schätztag im Museumsdorf Hösseringen geduldig im Kreis der Wartenden saß und für seine „schöne Dame aus gehobenen Kreisen“ auf eine Einschätzung des Kunstsachverständigen Dieter Müller wartete. Die bekam er auch – und seine Vermutung, dass das Bild um die Mitte des 19. Jahrhunderts entstanden ist, bestätigt sich. „Es handelt sich um eine Lithografie, die in einem, damals sehr verbreiteten speziellen Verfahren, gedruckt worden ist“, hat er erfahren. Vermutlich zeigt sie eine französische oder deutsche Prinzessin, welche genau, das könne man nicht sagen. Der Wert sei eher von ideeller Natur, aber das ist für Olaf Bruns in Ordnung. „Es geht mir gar nicht um den finanziellen Wert, ich möchte einfach wissen, was es mit dem Bild auf sich hat“, meint er.
Einen kleinen Schatz hat eine Dame aus Hösseringen mitgebracht: Der Familienschmuck in ihrem kleinen Kästchen entpuppt sich als Werk der 20er-Jahre, damals nicht so selten, aber dafür besonders schön, wie sie findet. Das Besondere: In die fein gearbeiteten Anhänger, vermutlich Ohringe, und die dazugehörige Brosche sind winzige Perlmuscheln eingearbeitet. Sie stammen von der Flussperlmuschel, die noch vor 100 Jahren in den Heideflüssen weit verbreitet war. „Um die Jahrhundertwende wurden die Flüsse regelrecht geplündert, um an die Perlen zu kommen“, weiß Olaf Bruns.
Ein wenig enttäuscht kommt Klaus Schmidt aus Suderburg vom Gutachter zurück, denn seine schöne „Goldjungfrau“ wurde als reines Deko-Objekt eingestuft. „Die habe ich vor 20 Jahren in Hannover gekauft, weil ich sie so schön fand“, erzählt er. Und auch nach der fachlichen Einschätzung ist sie nicht weniger schön und wird ihren Ehrenplatz in seiner Sammlung behalten. Die ist übrigens so groß, dass Klaus Schmidt in den nächsten Jahren immer wieder zum Schätztag kommen könnte, ohne mit allen seinen Kunstwerken „durchzukommen“.
Ein wenig Geduld mussten die Gäste beim Schätztag mitbringen, doch auch für kommende Dachbodenfunde besteht Hoffnung: Im Frühjahr kommt der Sachverständige wieder.