„Die fraßen zu viel und brachten keine Eier“
Alexander Honstein von der Uni Osnabrück forscht im Museumsdorf Hösseringen zum Thema Hühnerhaltung
Die Pläne für die Hühnervoliere stehen inzwischen, sie soll demnächst rechterhand neben Haus Eschede auf der Rasenfläche gebaut werden. Dort hatten auch die ehemaligen Bewohner des Hauses ihren Hühnerhof. „Der Platz wurde von der Familie Hühnerrasen genannt“, hat Alexander Honstein herausgefunden. Seine Recherchen stützte er insbesondere auf Interviews mit den letzten Eigentümern des Hauses, die dem Museum vorliegen. „Hühner wurden auf vielen Höfen über
Generationen vor allem zur Selbstversorgung gehalten.“ So auch bei Familie von der Ohe, der das Anwesen vor seiner Übernahme ins Museumsdorf gehörte. Zunächst wurden Rhodeländer gehalten, aber die Familie musste feststellen, dass diese „zu viel fraßen zu wenig Eier brachten“. Also schaffte man Italiener und Weiße Leghorn an. Mit deren Eierertrag waren die von der Ohes offenbar zufrieden und auch das Museumsteam hat sich für die künftige Hühnerhaltung am Haus Eschede für diese Rassen entschieden. Die Haltung wird sich allerdings von der historischen unterscheiden und nach modernen Standards erfolgen. Eine Voliere wird die Tiere vor Raubvögeln schützen und auch ein Sandbad ist geplant. Für schattige Plätzchen werden Himbeersträucher und Holunder angepflanzt, so wie es auch bei Familie von der Ohe gewesen ist.
Im Rahmen seiner Recherchen ist der Student auch auf einige Geschichten gestoßen: „Einen Hahn hatte die Familie extra für die Konfirmation eines Kindes aufgespart. Der ist aber 1944, vermutlich wegen der schlechten Versorgungslage, abhanden gekommen. Das hat die Großmutter so aufgeregt, dass sie es bis zum Lebensende nicht vergessen konnte“, erzählt er. Spannend fand er auch, wie ein vergleichbar „kleines Thema“ Bezüge zu den großen geschichtlichen Ereignisse herstellen lässt. Im Museumsarchiv hat er beispielsweise herausgefunden, dass während des Ersten Weltkrieges Subventionen der Landwirtschaftskammer Hannover an Mustergeflügelhöfe gestrichen wurden, wenn der Bauer im Krieg gefallen war. In der Zeit der Hyperinflation wurden die Subventionen gänzlich eingestellt, da die Behörde nicht mehr damit nachkam, die neuen Summen zu berechnen.
Alexander Honstein wird sich im Museumsdorf jedoch nicht nur mit Hühnern beschäftigen. Weitere Forschungen für die geplanten Ausstellungen zu den Themen Kriegsgefangene in der Lüneburger Heide und 200 Jahre Rieselwiesen gehören ebenfalls zu seinen Aufgaben, bevor er sich Mitte Mai wieder nach Osnabrück verabschieden wird, um seine Bachelorarbeit in Angriff zu nehmen.