Tuckern, Dröhnen und Rauchwolken
Mehr als 1700 Besucher beim großen Schlepperveteranentreffen
Mehr als 1700 Besucher und knapp 200 Schlepper machten am Sonntag beim großen Schlepperveteranentreffen das ganze Museumsdorf unsicher. Bei bestem Sommerwetter hatten sich überall auf dem Museumsgelände Traktoren, Maschinen, Schlepper und Motoren positioniert, stolz vorgeführt von etwa 300 Liebhabern,
Eigentümern und Fachleuten. Selbstverständlich standen die Motoren nicht still, sondern erfüllten das Museumsdorf mit Tuckern und Dröhnen, wenn sie in Gang gesetzt wurden und mit oder ohne Passagiere das Museumsgelände passierten, um von Moderator Michael Bruse vor dem Brümmerhof vorgestellt zu werden. Der hatte wie immer kein Manuskript in der Tasche, sondern überraschte die große Zuhörerschar mit seinem enormen Fachwissen, das er scheinbar aus dem Ärmel zauberte. Egal, ob es um Algeier-
Schlepper ging, die zur Marke Porsche wurden, um Triebwerksproduktion, um Stückzahlen oder Bauzeit, um synchronisierte Gangschaltung, um Deutz, Lanz oder Hanomag oder was auch immer – Michael Bruse gab Auskunft.
Soviel Fachwissen hatte der kleine Felix zwar nicht parat, aber auch er wusste eines ganz genau: „Ich werde mal Treckerfahrer“, verkündete der Dreijährige aus Uelzen stolz und drehte gekonnt am Steuer des grünen Deutz. „Grüne Trecker gefallen mir am besten, zuhause habe
ich auch zwei“, meinte er und probierte an diesem Tag noch so manchen aus. Auch die Oldtimerfreunde aus dem Gerdautal warteten mit einer grün-glänzenden Oldtimer-Strecke auf. Eine besondere Rarität hatte Hartmut Semmler mitgebracht. „Das ist ein HELA, die gibt es sonst gar nicht in Norddeutschland, sie wurden bei Ravensburg produziert“, weiß der Sammler. Acht HELA hat er in den vergangenen 20 Jahren zusammengetragen und selbst restauriert, zwischen 800 und 1000 Stunden investiert er im
Schnitt in eine Maschine. Zwei hat er an diesem Tag nach Hösseringen mitgebracht und auch sonst werden die Traktoren regelmäßig bewegt, „zu Ausstellungen oder sonntags mit den Enkeln“, schmunzelt er.
Matthias Nock aus Westerholz bei Gifhorn ist ebenfalls auf Schlepper-Rädern nach Hösseringen gerollt. Reichlich zwei Stunden hat er für die 56 Kilometer gebraucht, aber das ist für ihn in Ordnung. „Der Weg ist das Ziel“, meint er, „was für andere die Harley oder der Porsche ist, das ist für mich dieser Schlepper“. Nur 201 Exemplare des Ackerschleppers Güldner G 75 A Marke Fendt wurden überhaupt gebaut, „wer weiß, wieviele es davon noch gibt“. Seiner wird nächstes Jahr 50, was aber kein Grund ist, ihn nicht mehr zu benutzen. „Das ist ein Fahrzeung und kein Standzeug“, meint Matthias Nock, „der muss noch etwas tun. Aber pfleglich muss man damit umgehen.“
Vorm Haus Oldendorf steht Klaus Griebke aus Dannenberg mit seinen historischen Bezolmotoren der Marke Deutz. „Dieser wurde 1899 gebaut, er stand in Prisser in einer alten Scheune“, erzählt er. Der Standmotor war früher fest montiert und trieb landwirtschaftliche Geräte wie Dreschmaschine, Kreissäge oder Häckselmaschine an. Eine solche tuckert gleich nebenan, und ein Stückchen weiter unterm Göpeldach zeigen die Fjordpferde von Familie Kassebaum, wie es vor der Motorisierung in der Landwirtschaft zuging. Auf dem Dorfplatz rattert und klappert zudem in regelmäßigen Abständen die große Dreschmaschine. Und die Frösche am Dorfteich geben lautstark ihren Senf dazu.