Hafenszene, Teekanne und historische Waldaxt
Bunte Vielfalt beim Schätztag im Museumsdorf
Wer der Maler ihrer Hamburger Hafenszene ist, wissen Monika und Sigward Mecke aus Visselhövede immer noch nicht. Aber dass ihr altes Gemälde etwas Besonderes ist, steht außer Zweifel. Daran ließ am Wochenende Klaus-Dieter Müller im Museumsdorf Hösseringen keinen Zweifel. Mehrere Stunden lang begutachtete der Kunstsachverständige im Eingangsgebäude die Schätze der Museumsgäste – und der Andrang
war groß. „Ich habe zwischendurch einen Spaziergang durch das Museumsdorf gemacht und auch fürs Mittagessen war Zeit“, erzählt Helmut Kruse aus Gifhorn, der eine kleine Plastik zweier Bronzepferde mitgebracht hat. „Das ist ein Originalabguss einer Plastik aus dem Invalidendom in Paris“, meint er stolz. Die Biedermeierpferde stammen aus dem Nachlass seines Großvaters, der in Uetze ein Geschäft betrieb. „Da gab es vom Hochzeitsanzug bis zum Nagel alles, was man braucht“, schmunzelt er. Nach der Geschäftsaufgabe haben die Bronzepferde immer einen besonderen Stellenwert in der Familie behalten. Auch Monika und Sigward Mecke halten ihr Gemälde in Ehren. „Herr Müller wird für uns nachforschen, wir bleiben in Kontakt“, freuen sie sich. Ihre Hafenszene zeigt noch den alten Speicher, der vor dem Bau der Elbphilharmonie dort stand, das haben sie auf einer alten Postkarte entdeckt. „Wir haben das Bild dann erst einmal vom Boden geholt und verglichen. Seitdem ist das ein Familienrätsel für uns“, erzählen sie. Falls möglich, möchten sie ihr Bild restaurieren lassen.
Bilder waren der Renner an diesem „Schätztag“ im Museum, aber durchaus nicht die einzigen Objekte der Begutachtung. Horst Glatzhoefer aus Uelzen hat eine dickbauchige blaue Kanne samt zugehöriger Tasse in seinem Korb. Dazu noch eine Silberhochzeits-Krone und ein schon etwas angerostetes altertümliches Beil. „Das hat mein Schwager beim Kiesabbau aus dem Lech bei Augsburg geholt“, erinnert er sich, und der Sachverständige macht es als Waldaxt aus dem 18. bis 19. Jahrhundert fest. Das Teeservice aus dem Erbe der Großmutter dagegen stammt aus den 1920er Jahren und ist als Designklassiker von Wert. Nur das Landschaftsbild stellt sich als „klassische China-Nachbildung“ für Touristen heraus und würde wohl nicht viel mehr als einen Euro einbringen. „Na ja, ich habe dafür 1,50 Doller bezahlt, da habe ich mich nicht verkauft“, schmunzelt Horst Glatzhoefer, der beim nächsten Schätztag auf jeden Fall wiederkommen möchte.
Günter Villwock aus Uelzen dagegen hat es mit den Komponisten. Beethoven, Liszt und Bach sind auf seinem Bild versammelt, drei Porträts von Carl Jäger aus dem Jahre 1870. Das Familienerbstück stellt sich als hochwertiger Druck heraus. Und der schöne blaue Saftkrug, den seine Frau so liebt, stammt von 1927. „Schön, dass wir das jetzt wissen. Der wandert wieder in den Schrank und wird in Ehren gehalten“, sind sich die Beiden einig.
Dann geht es im Sonnenschein noch hinaus, eine Runde durch das Museumsdorf wandern und die beiden Bentheimer Ferkel begrüßen, die seit einigen Tagen im Hösseringer Schweinestall zuhause sind und keinen Schimmer haben, dass sie in einem historischen Gebäude wohnen. Im Gegensatz zu den neugierigen Museumsbesuchern interessiert es sie wohl auch nicht sonderlich.