Studierende der Ostfalia Hochschule forschten für das Museumsdorf
Von Rabattmarken, Lieferservice und Onlinehandel
Einige haben im Internet recherchiert, andere in der Museumsbibliothek oder in Akten aus dem Archiv. Manche waren in den Suderburger Geschäften unterwegs und Jannis Hinz hat seine Großeltern befragt – so unterschiedlich können die Wege sein, um an Informationen zu einem Thema heranzukommen. Eine Gruppe von Studierenden des Studiengangs Handel und Logistik an der Ostfalia Hochschule am Campus
Suderburg sind diese unterschiedlichen Wege gegangen, mit dem Ziel, in die Sonderausstellung des Museumsdorfes Hösseringen „Und ist der Handel noch so klein…“ über den ländlichen Einzelhandel in der Lüneburger Heide zusätzliche Erkenntnisse einzubringen. „Wir führen immer wieder gemeinsame Projekte mit dem Museumsdorf durch, diesmal stand das Thema
‚Kundenbindung und Nahversorgung im gesellschaftlichen Wandel‘ im Mittelpunkt“, erläutert Regina Müller-Wagner, wissenschaftliche Mitarbeiterin der Fakultät Handel und Soziale Arbeit. Insgesamt zwei Semester lang haben sich 20 Studierende mit Rabattmarken und Lieferservice, mit Marketingstrategien und Versandhandel beschäftigt. Herausgekommen sind nicht nur Ausstellungstexte für die Sonderausstellung, sondern auch eine junge, frische und von außen kommende Sicht auf den heutigen Einzelhandel in und um Suderburg.
„Die Methoden, um Kunden an das eigene Geschäft zu binden, haben sich in einigen Bereichen nicht so sehr verändert“, fasst Annika Leip, die sich mit dem Thema Kundendienst beschäftigt hat, zusammen. Um konkrete Einblicke in ein örtliches Unternehmen zu erhalten, hat sie gemeinsam mit Kommilitonin Carolin Labatz bei expert in Uelzen nachgefragt, aber auch Läden in Suderburg aufgesucht und Menschen nach ihrem Einkaufsverhalten gefragt. „Kleine Gratisgeschenke wie Sammelbilder gibt es beispielsweise schon sehr lange und heute immer noch. Sie werden nach wie vor nachgefragt“, haben die Studentinnen erfahren. Marc Oliver Lüdke, der sich mit dem Internethandel im Wandel der Zeit beschäftigt hat, begann seine Recherche in der eigenen Familie und in einer Zeit, als es noch kein world wide web gab – mit dem Sammelalbum seines Großvaters aus den 1950er-Jahren, das nun auch einen Platz in der Ausstellung gefunden hat. Auch Jannis Hinz hat seine Recherche bei den Großeltern begonnen. „In den Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg hatten die Menschen ganz andere Bedürfnisse als wir heute“, sagt er. Damals sei es um die Existenz, um Lebensmittel und Kleidung gegangen, während heute Luxusgüter einen großen Anteil einnehmen. „Die Menschen hatten ganz andere Sorgen. Wir beschäftigen uns mit dem neuesten iPhone und damals ging es ums Überleben. Einfach nur darum, über die Runden zu kommen“, so Hinz, der seine Recherchen auch zum Anlass genommen hat, um über das eigene Konsumverhalten nachzudenken.
Fabiana Iqbal, Lena Behrens und Angela Pauels haben sich mit Bioläden und deren Kundenstruktur beschäftigt. Die drei haben herausgefunden, dass in der Anfangszeit der Bioläden eher ältere, einkommensstarke Menschen zum Kundenkreis gehörten. Das hat sich stark verändert. „Heute gibt es keinen ‚typischen Bioeinkäufer‘ mehr“, so Fabiana Iqbal. „Menschen aller Altersklassen sind Kunden, und auch das Verhältnis von Männern und Frauen ist ausgeglichen.“ Die Studentinnen haben sich zudem mit dem Lieferservice von Bioläden beschäftigt und herausgefunden, dass beispielsweise der Elbershof in einem Umkreis von 100 Kilometern ausliefert. „Ich hätte nicht gedacht, dass eine so große Region abgedeckt wird“, so Lena Behrens. Im Marketing, so die Studentinnen, komme es heute ganz besonders auf Ehrlichkeit und Vertrauen an. „Den Kunden ist es wichtig, genau das zu bekommen, was ihnen versprochen wird“, so Fabiana Iqbal.
Für Michael Wedel, der aus Hamburg nach Suderburg gekommen ist, war die Beschäftigung mit dem Thema auch ein Weg, um der Region nahe zu kommen. „Als ich zum ersten Mal hier am Bahnhof stand, dachte ich, dass es hier ja nichts gibt“, erzählt er. Doch dann lernte er die Ostfalia, die Menschen vor Ort und das Museumsdorf kennen. „Die Menschen sind offen und gehen aufeinander zu. Ich habe gemerkt, dass man hier gut leben und studieren kann“, fasst er zusammen.
Von den 20 Studierenden, die am Projekt beteiligt waren, kannten nur drei zuvor das Museum. „Ich bin beeindruckt, wie groß und vielfältig das Museum ist. Wir konnten auch hinter die Kulissen schauen“, sagt Lea Kruckenberg. Und einer der Studenten möchte nach seinen Erfahrungen sogar weitermachen: „Ich werde nach diesem Studium Geschichte studieren“, hat sich Jannis Hinz vorgenommen.