Von fliegenden Händlern, rollenden Verkaufsläden und Kaufleuten auf dem Lande
Unsere neue Sonderausstellung ist eröffnet!
Für Thea Rae war es ein ganz besonderes Gefühl, an diesem Sonntag noch
einmal die alte Ladentür des elterlichen Geschäftes öffnen zu können.
„Genauso ist es gewesen“, sagte sie zum Klang der Türglocke, die einst
im Holdenstedter Tabakladen Schönhube einen Kunden ankündigte. Sie
selbst hatte hier hinterm Tresen gestanden und verkauft. Wenn
zwischendurch Zeit blieb, drehte sie Zigarren, denn zum Laden von
Familie Schönhube gehörte eine Zigarrenfabrik.
Manfred Fricke
aus Lüneburg entdeckte in der Ausstellung nicht nur die
Margarinefiguren, die er als Kind gesammelt hatte, sondern auch ein Bild
von sich selbst. Erika Kien aus Oldenstadt freute sich über den
Nachlass ihres Vaters, der sich als Flüchtling nach dem Zweiten
Weltkrieg als „fliegender Händler“ einen ersten Lebensunterhalt
aufgebaut hatte, und Julia Litzahn aus Vastorf sah mit ganz neuem Blick
auf die alten Magazine und Dosen aus dem Kaufmannsladen ihres Onkels.
„Es ist ein gutes Gefühl, dass diese Dinge im
Museumsdorf eine sinnvolle
Bestimmung gefunden haben“, sagte sie.
Und so war der Gang durch unsere Sonderausstellung „Und ist der Handel noch so klein, bringt er mehr als Arbeit ein – Höker und Kaufleute auf dem Lande“ für viele Besucher auch eine Zeitreise in die eigene Vergangenheit. Zur Eröffnung eingeladen waren auch all die vielen Leihgeber und Spender, die dazu beigetragen haben, die Ausstellung möglich zu machen. „Wir hatten eine außerordentlich große Unterstützung. Das zeigt, wie verwurzelt das Museumsdorf in der Region ist“, sagte Museumsleiter Dr. Ulrich Brohm, der sich besonders freute, dass zu den vielen Ausstellungsstücken aus der Lüneburger Heide, die zum großen Teil von Museumspädagoge Günther Reimers zusammengetragen worden sind, auch die Geschichten aufgeschrieben werden konnten. „Wir haben mehr als 20 Jahre lang gesammelt. Die Mühe hat sich gelohnt“, so Brohm. Mit Blick auf das voll besetzte Haupthaus des Brümmerhofes fügte der Vorsitzende des Museumsvereins, Jörg Hillmer, hinzu: „Diese Ausstellung zeigt auf, wie der Handel das Leben der Menschen beeinflusste. Wir haben offenbar das richtige Thema getroffen.“
Thorsten Pils. |
Thorsten Pils, stellvertretender Vorstandvorsitzender der Sparkasse Uelzen Lüchow-Dannenberg, schlug den Bogen zum Heimatbegriff. „Heimat gibt Sicherheit und Identität und ein gutes Gefühl. Das brauchen wir in einer globalisierten Welt. Sie zeigen an regionalen Beispielen auf, wie sich ein ganzer Wirtschaftszweig verändert hat. Das ist topaktuell“, so Pils.
Dr. Christine Böttcher und Jörg Hillmer. |
Inhaltlich erarbeitet wurde die Exposition von Günther Reimers und
der Suderburger Historikerin Dr. Christine Böttcher, die in ihrer
Einführung auch die „Kehrseite der Medaille“ ansprach: „Viele kleine
Existenzen wurden gegründet und verschwanden wieder. Oft war der
Lebensunterhalt mit gnadenloser Selbstausbeutung verbunden.“