Eine Nase voll Museum
Saisonstart mit Armen Rittern, Hakenschmied und jeder Menge Düfte
Gut, dass in der Schmiede das Ofenfeuer brannte und im Kötnerhaus das Herdfeuer wohlige Wärme verbreitete. Denn so richtig gut hatte es das Wetter noch nicht gemeint, als am Sonntag im Museumsdorf die neue Saison mit einem abwechslungsreichen Aktionstag eingeläutet wurde. Trotzdem fanden bei Wind und Nieselregen viele Besucher den Weg ins Freilichtmuseum – und wem es auf dem Weg durch die historische Dorfanlage zu ungemütlich wurde, der nahm die Gelegenheit gerne wahr und wärmte sich am Feuer auf. Im Kötnerhaus gab es zudem einen Imbiss mit auf den Weg: Museumsmitarbeiterin Heike Dehrmann hatte „Arme Ritter“ vorbereitet. „Das Rezept ist denkbar schlicht“, erläutert sie, „Einfach Milch mit Ei verquirlen, ein wenig würzen und altes Brot darin einweichen. Dann in der Pfanne braten – schon sind die „armen Ritter“ fertig. Aus der Eisenpfanne am Herdfeuer schmecken sie allerdings viel besser, als zuhause.“
Ihren Kurzurlaub in Altenmedingen nutzte auch Familie Weber mit Sohn Hugo für einen Ausflug ins Museumsdorf. Während die Eltern vom großen Brümmerhof schwärmen, interessiert sich der Vierjährige mehr fürs Brotrösten und Schmieden.
Dass jeder Besucher in den Häusern des Museumsdorfes an Eindrücken nicht nur Bilder, sondern auch „eine Nase voll“ mitnimmt, findet Joachim Block besonders anregend. „Ich habe als Kind viel auf dem Bauernhof meiner
Großeltern gespielt und die unterschiedlichen Gerüche finde ich sowas von schön“, erinnert er sich, während Heike Dehrmann schon die nächsten Brotscheiben vorbereitet und der Rauch in alle Ritzen dringt.
Auch in der Schmiede raucht der Schornstein. Hier ist Hinrich Schulz bei der Arbeit. Er schiebt das Eisen ins Feuer und erläutert ganz nebenbei, was in der Werkstatt so alles zu sehen ist: „Hier wurden vor allem Beschläge für Ackerwagen
hergestellt und Werkzeuge repariert. Zwischendurch wurden Hufeisen und Nägel angefertigt.“ An diesem Sonntag aber produziert Schmied Hinrich jede Menge Haken, denn das geht schnell – und wer möchte, darf mithelfen und anschließend einen mitnehmen. So wie Noah aus Hankensbüttel. Zuvor aber muss der Achtjährige kräftig den Blasebalg ziehen und das Schmiedefeuer anfachen. „Das kann man nicht überall machen“, freut er sich. Auch am Sägegatter, in der Webstube und auf den
Dorfstraßen herrscht Betrieb. Die Norweger-Pferde von Familie Kassebaum lassen sich davon jedoch nicht aus der Ruhe bringen. Geduldig drehen sie ihre Runden im Göpel, treiben die Häckselmaschine an und produzieren schon mal Material für kommende Haussanierungen.
Nur die zwei jungen Bentheimer Schweine, die seit kurzem im Museum zu Hause sind, machen sich rar und schlafen gemütlich unter ihrem dicken Strohhaufen. Die Besucher sehen es ihnen nach, denn bald werden sie sich eingewöhnt haben und dann geht es raus ins Gatter.