In der Werkstatt geht es um die Wurst
Wenn Restaurator Philipp Ramünke dieser Tage in der Museumswerkstatt in Hösseringen den Dosenöffner ansetzt, dann hat er keineswegs vor, sich eine Mahlzeit zu gönnen. Vielmehr gehört dieser Arbeitsgang zur Restaurierung von Gegenständen aus dem Besitz des ehemaligen Hausschlachters Heinz Tiedemann aus Rätzlingen. Dessen komplette Ausstattung wurde im Herbst 2015 vom Museumsdorf übernommen. „Anhand dieses Nachlasses möchten wir in einer zukünftigen Ausstellung das Thema Nebenerwerb behandeln“, erläutert Museumspädagoge Günther Reimers.
Heinz Tiedemann wurde 1928 in Rätzlingen geboren. Bereits im 13. Lebensjahr begann er eine Maurerlehre in Uelzen, seine Eltern betrieben eine kleine Landwirtschaft. Wenn der Junge nachmittags mit dem Rad aus Uelzen zurück nach Hause kam, wartete schon die Arbeit im elterlichen Betrieb auf ihn.
Nach dem Zweiten Weltkrieg ließ sich Heinz Tiedemann von einem Schlachter anlernen und arbeitete fortan im Nebenerwerb als Hausschlachter hier in der Region. Zunächst war
er mit dem Fahrrad, später mit dem Motorrad und erst seit den späten 70er-Jahren per Auto in den Dörfern um Uelzen unterwegs. Er interessierte sich für Rezepte, die er auch sammelte, und seine Wurst war wegen ihrer guten Würzmischung in der Uelzener Gegend sehr gefragt.
Heinz Tiedemann starb im Jahr 2002, im vorigen Herbst meldete sich seine Tochter, die inzwischen in Berlin lebt, im Museumsdorf. Sie löste den elterlichen Hausstand auf und bot den Museumsmitarbeitern an, diesen zuvor durchzusehen. So kam es, dass die komplette Ausstattung übernommen werden konnte – von der Cordhose und den Gummistiefeln bis hin zu Trog, Wetzsteinen und der Schweineleiter. Zu den vielen Gegenständen aus diesem Nachlass gehören auch eine Menge Wurstdosen aus den 70er- und 80er-Jahren. Diese müssen nun geleert werden, damit die Dosen dauerhaft erhalten bleiben. „Meistens ist der Inhalt sogar noch gut“, stellt Philipp Ramünke fest.