Wir wünschen allen Freunden den Museumsdorfes ein frohes und besinnliches Weihnachtsfest
Früher war für viele Menschen in der Lüneburger Heide der Weihnachtsabend einer der Tage, an dem sie so viel essen konnten, wie sie mochten. „Vullbuks-awend“ (Vollbauchsabend) hieß der Heilige Abend deshalb auch im Volksmund. Im Jahre 1906 beschreibt der Gymnasialprofessor und Heimatforscher Dr. Eduard Kück in seinem Buch „Das alte Bauernleben in der Lüneburger Heide“ Sitten und Gebräuche unserer Gegend. Dies schreibt er über das Weihnachtsfest:
„Mit leuchtenden Augen blickten die Kinder der Heide in den vorangehenden Wochen zu dem besonders prächtigen Abendrot auf: die Engel heizten den Ofen, um für den Weihnachtsmann die süßen Stuten zu backen. Der Christabend war, wie auch in andern Gegenden, ein Schlemmerabend und hieß deshalb Vullbuks-awend (Vollbauchsabend). Nach alter, weithin in Deutschland bekannter Sitte legten die Kinder ihre Mützen auf den Tisch, am Morgen lagen die Gaben des Kanjes, des „Kind Jesus“, darin: Haselnüsse, die von den Kindern selbst im letzten Sommer gepflückt worden waren und inzwischen im Rauch gehangen hatten, Äpfel und Kanjes-Koken, die vom Bäcker aus Semmelteig gebacken waren und Männer, Frauen und Tiere darstellten, auch wohl einige braune Kuchen. Eine Beschenkung der Erwachsenen, auch der Dienstboten, ebenso wie ein Tannenbaum war noch unbekannt. Dagegen wurden in den Häusern geistliche Lieder gesungen. Auch kleidete sich eine ältere Person als „Kanjes“ aus, erschien mit Rute und einem Beutel voll Nüsse und Obst und ließ die Kleinen beten.“
Aus: Dr. Eduard Kück, „Das alte Bauernleben der Lüneburger Heide“, Leipzig, 1906.