Geheimnisvolle Schlüssel
Vielleicht werden sie demnächst ganz verschwinden, aber es ist irgendwie schade. Schlüssel und Schlösser meine ich. Denn so ein Schlüsselbund macht doch was her. Wer ein besonders dickes in der Tasche hat, kann sich als Herr über viele Immobilien fühlen. So wie unser Museumswart Jarek Kosiello. Er ist der heimliche König des Museumsdorfes, denn er weiß immer ganz genau, was in den Häusern gerade vor sich geht. Und natürlich muss er jederzeit überall hineinkönnen, um nach dem Rechten zu sehen. Die großen Schlüssel an seinem Bund sind aber auch schon fast selbst Museumsstücke.
In der Literatur und im Märchen haben Schlüssel stets etwas Geheimnisvolles an sich. Nicht selten geht es um ein verschlossenes Kästchen, ein Haus oder gar ein Schloss. Und wer den Schlüssel dazu findet, wird auch das Glück finden. So wie bei den Brüdern Grimm:
Zur Winterszeit, als einmal ein tiefer Schnee lag, mußte ein armer Junge hinausgehen und Holz auf einem Schlitten holen. Wie er es nun zusammengesucht und aufgeladen hatte, wollte er, weil er so erfroren war, noch nicht nach Haus gehen, sondern erst Feuer anmachen und sich ein bischen wärmen. Da scharrte er den Schnee weg, und wie er so den Erdboden aufräumte, fand er einen kleinen goldenen Schlüssel. Nun glaubte er wo der Schlüssel wäre, müßte auch das Schloß dazu sein, grub in der Erde und fand ein eisernes Kästchen. „Wenn der Schlüssel nur paßt!“ dachte er, „es sind gewiß kostbare Sachen in dem Kästchen.“ Er suchte, aber es war kein Schlüsselloch da, endlich entdeckte er eins, aber so klein daß man es kaum sehen konnte. Er probierte und der Schlüssel paßte glücklich. Da drehte er einmal herum, und nun müssen wir warten bis er vollends aufgeschlossen und den Deckel aufgemacht hat, dann werden wir erfahren was für wunderbare Sachen in dem Kästchen lagen.