Aus Ebstorf in die neue Welt und wieder zurück
„Certificate of naturalization“ – wer dieses Dokument in den Händen hielt, hatte es geschafft! Die Einbürgerungsurkunde für die USA war für Generationen von Einwanderern das ultimative Dokument. Auch aus der Lüneburger Heide sind in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts und nach dem „Gründerkrach“ viele Menschen in die „neue Welt“ gezogen, um sich ein neues, besseres Leben aufzubauen. Sie hatten Grund zur Hoffnung: Mit dem Homestead Act (Heimstättengesetz) schufen die USA 1863 eine Grundlage zum Landerwerb. Das von Präsident Lincoln unterzeichnete Gesetz erlaubte es jeder Person über 21 Jahren, sich auf einem bis dahin unbesiedelten Stück Land niederzulassen, sich ein etwa 64 Hektar großes Stück Land abzustecken und zu bewirtschaften. Nach fünf Jahren wurde man Eigentümer des Landes. Die Frist konnte durch die Zahlung von 200 US-Dollar auf sechs Monate verkürzt werden.
Ein Auswanderer aus unserer Region war Wilhelm Meyer aus Ebstorf. Im Juni 1908 hielt er die begehrte Urkunde in den Händen und durfte sich fortan „Bürger der Vereinigten Staaten von Amerika“ nennen. Urkunden wie diese finden sich naturgemäß selten in deutschen Archiven, denn sie verblieben bei ihren Eigentümern in den USA.
In diesem Falle aber erhielt sich ein „Certificate of naturalization“ im Nachlass der Familie Meyer in Ebstorf, die es unserem Archiv zur Verfügung stellte. Denn Wilhelm Meyer, der in den USA zu Wohlstand gekommen war, kehrte noch im selben Jahr, in dem er eingebürgert wurde, aus Illinois zurück in die alte Heimat. Seine Eltern hatten ihn darum gebeten. Sein Schicksal sollte tragisch enden: Sechs Jahre später musste er wie so viele in den Krieg ziehen. Er überlebte nicht. Er starb vermutlich im April 1916 vor Verdun.