Von Anderthalbschläfern und anderen Raritäten
Heute war die Zukunft im Museum: Neun Schülerinnen des LEG haben uns anlässlich des Zukunftstages besucht und einen Einblick in unsere Arbeit gewonnen. „Ich interessiere mich dafür, wie Menschen früher lebten“, erzählt Ann-Christin, die mit acht Klassenkameradinnen auf Stippvisite im Museumsdorf ist. Die neun LEG-Schülerinnen haben den gestrigen Zukunftstag an niedersächsischen Schulen genutzt, um eine Reise in die Geschichte anzutreten. Der Zukunftstag soll Schülerinnen und Schülern Gelegenheit bieten, einen Einblick in den Arbeitsalltag zu erlangen und wo sie das tun, dürfen sich die jungen Leute selbst aussuchen. Für Ann-Christin war es also das Museum – und sie ist schon ein wenig erstaunt, wie viele Sachen sie hier sehen darf, die ihr in den verschiedenen Ausstellungen noch nie begegnet sind. Denn die erste Station für die Schülerinnen ist das Depot.
Manfred Völker, was alles gesammelt und wie es für die Forschung und Bewahrung
aufbereitet wird. „Nur etwa zehn Prozent unserer Bestände sind ausgestellt“, erzählt er. Und weil man auch in 50 und 100 Jahren immer noch wissen möchte, aus
welchem Kontext die Sammlungsgegenstände stammen, ist die Dokumentation ein wichtiger
Arbeitsbereich. Hier ist das Museum natürlich nicht in der Vergangenheit stehen
geblieben, sondern bedient sich moderner Computertechnik. „Nicht die schönsten
Sachen sind für uns von Interesse, sondern diejenigen, die vom Leben der
Menschen in der Lüneburger Heide erzählen“, weiß der Fachmann. Weil die Heide
früher eine eher ärmliche Gegend gewesen ist, sind auch die
Sammlungsgegenstände oft verschlissen, denn sie wurden sehr lange benutzt. „Das
ist ein Anderthalbschläfer“, deutet Manfred Völker auf ein braunes, schon recht
abgegriffenes Gestell. Die jungen Leute schauen verdutzt. Ein Ehebett meint er
damit – nur, dass dieses hier um einiges kleiner ist, als Betten unserer Zeit.
„Früher waren die Menschen kleiner“, weiß Lehrerin Nele Janßen und Manfred
Völker nickt, denn er hat diese Erfahrung auch schon öfter gemacht – meist
schmerzhaft am oberen Ende der Türöffnungen der alten Häuser im Museumsdorf.
dass sie heute sogar viele Sachen anfassen darf. Das ist auch in der Werkstatt
möglich, die die zweite Station des Zukunftstages ist. Hier erklärt Restaurator
Philipp Ramünke, dass es bei der Wiederherstellung von Gegenständen nicht
darauf ankommt, „alles schön und neu“ zu machen. „Wir tun lediglich, was
unbedingt nötig ist. Die Eingriffe sollten so gering wie möglich gehalten
werden“, erläutert er und holt ein altes Bild hervor. Das muss für die
Sonderausstellung über den Ersten Weltkrieg hergerichtet werden und sieht
eigentlich noch ganz gut aus. Erst auf den zweiten Blick stellt sich heraus,
dass die Fahne des alten Kaiserreichs statt in schwarz-weiß-rot nur noch in
weiß und rot flattert, die schwarzen Farbpigmente haben sich unter dem Einfluss
von UV-Licht ganz einfach aufgelöst.
Archiv und schließlich natürlich im „richtigen“ Museum. „Ich finde es total
interessant, auch mal zu erleben, was hinter den Kulissen abläuft“, fasst es
schließlich Tatjana zusammen.
Und Larissa hat sogar ein Lieblingsstück
gefunden: ein Bild, das ganz aus Stickerei besteht. „Was die Menschen sich
früher für Mühe gegeben haben“, sagt sie beeindruckt.