Ein Kästchen voller Poesie
Es sieht auf den ersten Blick unscheinbar aus, doch es steckt voller Poesie: das kleine rote Kästchen in unserem Archiv birgt eine Handvoll „Freundschaftsblätter“. Sie stammen aus der Zeit um 1850 und sind die Vorläufer der bei Heranwachsenden noch heute beliebten Poesiealben.
Ein Blüthenkranz ist unser Leben,
Wo Knospe sich an Knospe drängt
Von süßem Wohlgeruch umgeben
allein mit Dornen untermengt.
Zum steten Andenken an Deine Jugendfreundin L. Jacobi
Januar 1849
Das steht auf einem der Blätter im Kästchen, aufgeschrieben in Schwiebus in der Reppener Heide, der heutigen polnischen Kreisstadt Swiebodzin. Jedes einzelne Blatt ist aufwendig mit einem kleinen Kranz auf Haar geschmückt, manche sind liebevoll bestickt.
Das Kästchen mitsamt Inhalt muss seiner Besitzerin sehr wertvoll gewesen sein, sie hat es nach dem Ende des 2. Weltkrieges auf der Flucht mit hierher in die Lüneburger Heide gebracht. Nur zwei Stück solcher Sammlungen von Freundschaftsblättern beherbergt das Archiv des Museums, in dem wir uns heute umgeschaut haben. Von den moderneren Poesiealben haben wir etwa 50 Stück gesammelt. Auch sie sind Zeugnisse der Lebensumstände von Menschen unserer Region. Und mal ehrlich: Den Spruch von vor mehr als 160 Jahren könnten wir doch sofort unterschreiben.