Scheffelweise Weisheiten
In einer Haushaltung braucht man wöchentlich 1 Scheffel und 1 Himpten Rocken. Wir viel in 5 Monaten, und 2 Wochen?
Saget: 3 Himpten in 1 Woche; in 22 Wochen (den Monat zu 4 Wochen gerechnet) 22 mahl 3 Himpten, das macht 22 Himpten 3 mahl, macht 66 Himpten, das macht 33 Scheffel = 1 Wimpel 9 Scheffel Rocken.
Oh weh, die Bauernkinder hatten es, was die Mathematik angeht, früher auch nicht leicht. Dies ist nämlich ein Rechenbeispiel aus „Die selbstlehrende Rechenkunst“ von Friedrich August Boysen aus dem Jahr 1796, in der die Vorratshaltung für ein Jahr berechnet werden soll. Und nun geht es erst richtig los. Denn genau genommen kann man ja den Monat nicht mit vier Wochen rechnen, 12 Monate mal vier Wochen macht ja 48, das Jahr hat aber bekanntlich 52 Wochen. Und so kommt auch Herr Boysen zu dem Schluss, dass man am Jahresende „vier Wochen eher mit seinem Vorrat fertig wäre, als es die Rechnung lehrte“. Boysen schlägt also vor, seine Vorräte fürs Jahr nicht per Monat zu berechnen, sondern tagesgenau.
Da bin ich jetzt aber froh, dass ich das nicht auszurechnen brauche und freue mich lieber über die schönen Himpten, die im Museumsdorf gesammelt worden sind. Bis um 1850 waren diese ein gebräuchliches Maß für Getreide, das etwa 30 Litern entsprach. Oder einem halben Scheffel – das ist auch eines von den alten Maßen. Diese sind aus langjährigen Erfahrungen in der Landwirtschaft entstanden. In einem anderen Buch aus dem späten 18. Jahrhundert ist beispielsweise genau aufgeführt, wieviele Himpten Saatgut für einen Morgen Land verwendet werden sollten:
Auf einen Morgen zu Hundert und zwanzig Quadratruthen, werden gesäet zwey Himpten Rocken, drey Himpten Hafer, zwey Himpten Erbsen, ein Himpten Buchweizen, änderthalb Himpten Lein, ein Sechzehntel Sommer- und Wintersaat. Zwey Himpten Gersten und zwey Himpten Sommerweizen.
Und woher kommt eigentlich der Spruch davon, sein Licht unter den Scheffel zu stellen?