Nicht ganz dicht
Das war ein ziemlicher Sturm am Wochenende. Da ist man doch froh, sich ins Haus zurückziehen zu können, um den Ofen anzuheizen und die Behaglichkeit zu genießen. Nur blöd, wenn es durch Ritzen und Fugen zieht und die schöne Wärme im Nu in die Atmosphäre entschwindet. Deshalb muss ein altes Haus immer mal wieder dicht gemacht werden. Das ist zum Glück nicht allzu schwierig und meistens können die alten Baustoffe wiederverwendet werden. Wie der Lehm an unseren Fachwerkhäusern. Man kratzt das lose Material einfach aus den Fugen oder Ausfachungen, je nachdem, was getan werden soll, weicht den trockenen Lehm in Wasser auf – und verwendet ihn wieder.
Auch das Haus Oldendorf hat seit seiner Wiedererrichtung hier im Museumsdorf vor einigen Jahren „gearbeitet“ und so waren insbesondere an den Nahtstellen zwischen Holzkonstruktion und Ausfachungen Fugen entstanden, durch die nun munter nicht nur das Tageslicht hinein-, sondern auch die durch eine eigens installierte Temperierung erzeugten Plus-Grade hinausschlüpften. Damit die Schwellen des Hauses besser trocknen und ein ausgeglichenes Raumklima herrscht, wurden nämlich im Schwellbenbereich Heizuleitungen eingebaut. So etwas gab es im 16. Jahrhundert, als das Gebäude errichtet wurde natürlich nicht, aber Kompromisse müssen eingegangen werden. Schließlich wird im Rahmen seiner heutigen Nutzung als Museumsexponat die offene Herdstelle des Hauses nicht mehr angefacht und es würde zu stark auskühlen.
Restaurator Philipp Ramünke hat deshalb in den vergangenen Wochen so manche Stunde hier im Haus Oldendorf verbracht. „Wesentlich ist es, die richtige Körnung hinzukriegen“, zeigt er auf eine ausgebesserte Stelle im Lehmverputz. Fugen in der Holzkonstruktion können mit einem Hanfseil abgedichtet werden.
Heute würde man dafür vermutlich Bauschaum verwenden, aber das ist bei uns im Museumsdorf natürlich streng verboten. Und weil die passenden Seile nicht ganz einfach zu bekommen sind, hat Philipp ganz einfach zur Selbsthilfe gegriffen und selber welche gesponnen. „Es ist ein gutes Gefühl, an vielen Stellen hier im Haus selbst Hand angelegt zu haben.
Das schafft eine besondere Verbindung“, erzählt er mir. Und so ist das Haus Oldendorf wieder dicht und es kann weitergehen mit der Vorbereitung der neuen Ausstellung, die im September eröffnet werden soll.