Frohe Grüße vom Feldzug
… heißt es auf einer Feldpostkarte, die im Juni 1915 verschickt worden ist. Der freundliche Gruß steht auf einem Pappschild, darunter die Jahreszahlen 1914 – 1915, eingerahmt von zwei Eisernen Kreuzen. Das Schild lehnt an den Beinen eines grimmig dreinblickenden Soldaten, der mit zwei Kameraden auf einer Bank sitzt, hinter ihnen stehen drei weitere Kameraden. Froh schaut keiner von ihnen aus.
Rechts und links der kleinen Gruppe ist rohes Ziegelmauerwerk zu sehen, im Hintergrund flattert eine Plane – wohl ein schnell eingerichtetes Fotostudio, irgendwo draußen an der Front oder im besetzten Hinterland.
Das Schild zum Gruß ist offenbar schon mehrfach zum Einsatz gekommen, es sieht abgegriffen aus, die Ecken sind bereits ein wenig geknickt. Was mag den sechs Männern durch den Kopf gegangen sein, mit dem Schild vor den Füßen und der Linse des Fotografen vor den Augen?
Lens, am 1. Juni 1915 steht unter dem Foto.
Lens ist eine kleine nordfranzösische Stadt, 34.000 Einwohner hat sie, etwa so viele wie Uelzen. Die Steinkohle hat die Region damals wohlhabend gemacht. Heute hat der Bergbau um Lens zwar keine Bedeutung mehr, doch einige Anlagen gehören mittlerweile zum UNESCO-Welterbe.
Im ersten Weltkrieg waren große Teile des Bergbaubeckens um Lens von den Deutschen besetzt. Diese setzten den Kohleabbau fort – zu ihrem Nutzen natürlich. Als die britische Armee 1917 den Druck auf die Gegend erhöhte, beschlossen die Deutschen, Lens zu evakuieren und die Produktionsstätten zu zerstören. Sie fluteten die Gruben und brachten die Maschinen nach Deutschland. Im Oktober 1918 zog sich die Deutsche Armee endgültig zurück. Sie hinterließ ein Trümmerfeld, Lens hatte die die Hälfte seiner Bevölkerung verloren.
Bereits 25 Jahre später standen die Deutschen wieder vor den Toren der Stadt. Auch im zweiten Weltkrieg wurde Lens von Deutschland besetzt.
Nicht weit von Lens liegt die Kriegsgräberstätte Lens-Sallaumines. 15.648 Tote Soldaten sind hier begraben, 15.646 von ihnen sind Deutsche. Ob die sechs vom Foto auch dort liegen?
Im Todesfall erhielten die Angehörigen natürlich keine „frohen Grüße“, dafür aber eine farbige Urkunde. „Wir sollen auch unser Leben für die Brüder lassen“, steht auf dieser. Sie wurde für den „Einjährig Freiwilligen Musketier“ Wilhelm Jarfe ausgestellt, der am 2. Oktober 1916 „fürs Vaterland“ gestorben ist. Wo er starb, weiß man nicht und auch nicht, wo er begraben liegt.
Die beiden Exponate werden in der Ausstellung „Landarbeit ist vaterländischer Hilfsdienst“ über die Zeit des ersten Weltkrieges zu sehen sein, die am 18. Mai eröffnet wird.
Für diese Ausstellung suchen wir noch Zeugnisse wie Briefe, Fotos oder Dokumente über das Vereinswesen. Aber auch Unterlagen, die dokumentieren, wie sich der Krieg auf den Alltag hier in der Region ausgewirkt hat, werden benötigt. Dazu können Lebensmittelmarken ebenso gehören wie Rezepte oder Werbeanzeigen in der Zeitung.