Ein halbes Jahrhundert lebendige Erinnerung
„Viel Hoffnung nach schwerer Geburt“ titelte die Allgemeine Zeitung im Frühjahr 1975. Es handelte sich um die Überschrift eines großen Artikels, der von der Gründung des „Landwirtschaftsmuseums Lüneburger Heide“ berichtete. 50 Jahre ist das nun schon her – man mag es einerseits kaum glauben und andererseits ist der Landkreis Uelzen ohne das Hösseringer Museum längst nicht mehr vorstellbar.
Ein Flair der Aufbruchstimmung von 1975 wehte auch durch die Jubiläumsveranstaltung, die am Sonntag stattfand. Kein Wunder, konnte doch das Richtfest für ein neues Gebäude, das „Haus Timm“ aus Linden, gefeiert werden. Fast mutet es wie eine Wiederholung der Gründungsgeschichte an, denn auch hier konnte mit Beharrlichkeit, Geduld und viel Hoffnung ein lange geplantes Projekt in die Umsetzung gebracht werden (ausführlicher Bericht folgt).
Aus der Handvoll Häuser, die den Grundstock des inzwischen knapp und liebevoll „Museumsdorf Hösseringen“ genannten Freilichtmuseums bildeten, sind in den vergangenen 50 Jahren mehr als 30 Gebäude verschiedenster Bauart und Nutzung geworden. Eines der ersten war das Kötnerhaus aus Bahnsen, welches heute insbesondere für museumspädagogische Angebote genutzt wird. Als erstes Großprojekt konnte das Haupthaus des Brümmerhofes aus Moide im heutigen Heidekreis nach Hösseringen transloziert werden. Es ist noch immer das größte Gebäude des Museumsdorfes. Aber auch Schweinestall, Schmiede und Spritzenhaus gehören zum Reigen – sie alle fügen sich zu einem alten Haufendorf, wie man es irgendwo in der Lüneburger Heide hätte vorfinden können. Und immer noch warten weitere Gebäude auf den Wiederaufbau, wie Museumsleiter Dr. Ulrich Brohm berichtete.
Nichts von all dem jedoch wäre ohne die Gründung des „Vereins Landwirtschaftsmuseum Lüneburger Heide am Landtagsplatz zu Hösseringen e. V.“ möglich gewesen. Heimatgeschichtlich engagierte Einwohner unseres Landkreises schufen am 3. März 1975 die Voraussetzungen für den Museumsbetrieb – und sie tun es bis heute. Etwa 500 Menschen unterstützen das Museumsdorf inzwischen mit ihrer Mitgliedschaft. Der Vereinsvorsitzende Jörg Hillmer freute sich besonders, zum 50. Jubiläum fünf Gründungsmitglieder begrüßen zu können. „Wir feiern heute auch 50 Jahre Verein“, betonte er. „Das Museumsdorf erinnert uns daran, dass die Landwirtschaft die Grundbedingung für jede weitere Entwicklung und für allen Wohlstand ist“, machte Hillmer die Bedeutung des musealen Grundthemas deutlich. „All das geht nur, weil der Landkreis Uelzen wie ein Fels hinter uns steht.“ Und daran gebe es auch künftig nichts zu rütteln, wie Landrat Dr. Heiko Blume versprach. „Das Museumsdorf birgt ein halbes Jahrhundert lebendige Erinnerung. Es ist dem Landkreis ein Anliegen, diese Perle zu bewahren. Im Jahr 2075 wird der 100. Geburtstag des Museumsdorfes gefeiert, da bin ich mir sicher“, so Blume. Der Betrieb des Hösseringer Museums sei allerdings nur mit breiter Unterstützung möglich. „Mit Hauptamt allein geht das nicht“, betonte Blume mit Dank an die zahlreichen ehrenamtlichen Helfer.
Aber auch die Zusammenarbeit von Behörden und Institutionen zähle, wie Corinna Fischer vom Niedersächsischen Ministerium für Wissenschaft und Kultur betonte. „Sie lassen spüren, wie sehr die Gegenwart auf den Leistungen der Vergangenheit beruht.“ Diese Vermittlungsaufgabe nehme das Museumsdorf dank professionellen Managements wahr. Auch Karsten Behr, Geschäftsführer der Niedersächsischen Bingo-Umweltstiftung, machte Hoffnung auf weitere Unterstützung. Förderanträge seien bei seiner Stiftung immer gerne willkommen.
Nach all den offiziellen Worten fand am Nachmittag ein fröhliches Jubiläumsfest mit vielen Gästen, bunten Attraktionen und jeder Menge gute Laune statt. Auch dies ein Zeichen der Verbundenheit des Museumsdorfes mit unserer Region.
Christine Kohnke-Löbert
50. Museumsgeburtstag
- Festakt im Museumsdorf
- Richtakt von Hof Linden
- Das Jahrmarkttheater Bostelwiebeck bot den krönden Abschluss
- Mit Zauberkunst und Charme kam Hironimus daher
- Mal- und Bastelspaß bei der Kinderkramerey
- Ganz schön schwer ist das Tragjoch mit zwei Eimern, eine der Jahrmarktstände an diesem Tag