In „Fünf Minuten“ in die Schlaflosigkeit
Folklore modern und traditionell beim Klangrauschkonzert im Museumsdorf Hösseringen
Auf eine Weise wie bei diesem Klangrauschkonzert im Museumsdorf Hösseringen hatten wohl noch nicht viele Zuhörer eine Harfe erklingen gehört. Genauer gesagt, zwei Böhmische Hakenharfen, gespielt von Merit Zloch und Daniela Heiderich, die gemeinsam als Duo ZIRLA ihr Publikum im vollbesetzten Haupthaus des Brümmerhofes mit fast entrückten, gleichzeitig romantischen wie expressiven Tönen verzauberten. Mittels eines „barocken Effektgerätes“ verwandelten sie die sonst so lieblich klingenden Harfen in wilde, surreale Klangkörper. Ein neu arrangiertes Stück aus einer Tanzmusik des frühen 18. Jahrhunderts und ein modernes Stück hatten die beiden Musikerinnen mitgebracht – und genau dies ist ja immer wieder das Besondere des Klangrauschkonzertes: Ungewohnte Töne und Experimente, verwoben mit vertrauten Weisen und volkstümlichen Stücken aus ganz Europa.
Neu im Programm waren diesmal Trinklieder. Dozent Christoph Lambers konnte die Zuhörer im vollbesetzten Brümmerhof mit seiner ganz besonderen Version von Verdis Gefangenenchor begeistern: „Wir wollen so gerne einen heben, aber keiner ist da, der uns einen gibt..“, erklang es vielstimmig in der großen Diele. Aber auch daran war selbstverständlich kein Mangel an diesem Abend und so wurden nach dem Konzert gut gelaunt Stühle geschoben und die Tanzbühne für das anschließende Tanzvergnügen frei gemacht. Ein Vogelpärchen, das unbemerkt sein Nest irgendwo im Gebälk des Niedersachsenhauses gebaut hat, flatterte ob der ungewohnten nächtlichen Töne zwar hin und wieder über die Köpfe der Tanzenden, ließ sich aber ansonsten nicht weiter bei der Familienplanung stören.